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Ein Chamäleon bei der Queen

Dublin (taz) – In Irland wurde es als „Ereignis des Jahrhunderts“ gefeiert, in England nahm kaum jemand Notiz davon: Die irische Präsidentin Mary Robinson war am Donnerstag auf ein Täßchen Tee bei Königin Elisabeth im Buckingham-Palast.

Es war das erste Mal in der Geschichte, daß die Staatsoberhäupter beider Länder zusammengetroffen sind – auch wenn die halbstündige Stippvisite nicht als offizieller Staatsbesuch zählt. Robinsons Vorgänger hatten das Nachbarland aus Protest gegen die Besatzung Nordirlands boykottiert. Da sich an dieser Besatzung bis heute nichts geändert hat, stieß Robinsons – zumindest symbolischer – Hofknicks nicht überall auf Begeisterung. „Als sie mittags das irische Emigrantenzentrum in London besuchte, trug sie ein Kostüm in der Nationalfarbe Irlands– grün“, sagte ein Tourist aus Dublin, „nachmittags beim Queen-Besuch hatte sie plötzlich ein rosa Kostüm an, diese Heuchlerin.“

Die irische Presse feierte die Visite des Chef-Chamäleons dennoch unbekümmert als „Durchbruch in den Beziehungen beider Länder“. Die Irish Times verstieg sich gar zu der Behauptung, daß das republikanisch-monarchistische Teegelage von nordirischen Protestanten als Geste des guten Willens gewertet und ihren Widerstand gegen ein vereintes Irland schwächen werde. Die englischen Zeitungen widmeten sich dagegen ausführlich den immer lauter werdenden Gerüchten, wonach Prinzessin Diana zum Katholizismus konvertieren und der britischen Monarchie damit den endgültigen Todesstoß versetzen werde. Ralf Sotscheck

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