: Hey, haste mal ne Mark fürn guten Zweck?
■ Social sponsoring beim Spaziergang um die Alster / 75.000 Mark für Aids-Pflege gesammelt / Big Spender hofft auf mehr
beim Spaziergang um die Alster/ 75 000 Mark für Aids-Pflege gesammelt / Big Spender hofft auf mehr
„Hey du, ich laufe um die Alster für 'nen guten Zweck. Wenn du mir eine Spende dafür gibst, laufe ich ein paar Meter für dich mit!“. Falls Sie, lieber Leser, so oder ähnlich noch nie um eine Spende gebeten wurden, wird sich das bald ändern. Die erste erfolgreiche Spendenaktion nach Art des „social sponsoring“ veranstaltete der Verein „Big Spender“ am Pfingstmontag. Beim Spaziergang „um die Alster gegen Aids“ kamen 75 000 Mark zusammen.
„Sprechen Sie Ihre Bekannten, Freunde und Kollegen an, ob sie Ihnen Geld für die zwölf Kilometer um die Alster geben können“. So lautete die Anweisung auf dem — gesponsorten — Faltblatt des Vereins, der für die sechs Aidshilfe- Vereine Hamburgs die Spendenarbeit übernommen hat. Dafür verpflichteten sich die ausweis-legitimierten Sammler, am Pfingstmontag um die Alster zu laufen oder zu gehen.
Mit dem Geld soll die stationäre Pflegeeinrichtung Aids-Kranker des Pflegevereines H.I.G. gefördert werden. Rund 1000 Alsterläufer machten mit, Privatleute ebenso wie Hamburger Szene-Prominenz. Corny Littmann und die vierköpfige Crew des „Wunderbar“ etwa. Rund 5700 Mark hatten sie innerhalb von zwei Wochen von ihren Kneipengästen eingesammelt.
Erst am Pfingstsonntag hatten sich drei Mitarbeiter der „Neuen Flora“ zu dem sozialen Spaziergang entschlossen: „Wir haben von den Kollegen 650 Mark zusammenbekommen“, sagt Claudia Burmeier. Sie will den Aids-Kranken helfen, die ja „immer mehr vergessen werden bei den Einsparungen im sozialen Bereich“.
Zwei Tage lang hat Timm Balzerowitz nichts anderes gemacht, als Spenden zugunsten der Aids- Einrichtung zu sammeln. Jeden, den er kennt, habe er angesprochen, Freunde, Kollegen, sogar seine Hausärzte und so knapp 1000 Mark erhalten: „Einmal habe ich in einem Café einer Freundin die Aktion erklärt. Zwei andere Gäste haben zugehört und mir spontan 100 Mark als Spende gegeben“, erzählt er.
Das Vorbild für die Aktion kommt aus Amerika. Beim „Walk for Life“ in Boston machen mittlerweile jährlich 7500 Menschen mit und spenden für Aids-Einrichtungen. Ebensoviel Engagement erhofft
1sich Adriano Sack von „Big Spender“ für Hamburg: „Soziale Organisationen werden mehr und mehr auf Spenden angewiesen sein. Und die Leute spenden gerne, wenn Aktionen damit verbunden sind“.
Auch Olaf Ahrens befürchtet
1amerikanische Verhältnisse: „Unser Staatssystem geht dahin, daß jeder mehr und mehr sich selbst überlassen wird“, meint der ehrenamtliche Mitarbeiter. Die Devise des Spendervereines laute, nicht nur klagen, sondern mit Aktionen den Schwa-
1chen helfen: „Haben die Leute erstmal das Schneeballsystem des social sponsoring verstanden, dann spenden sie viel. Als ob sie sich von einem schlechten Gewissen freikaufen möchten.“ Katrin Wienefeld
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