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Nach der Trauer die Wut

■ Millionenschaden nach nächtlicher Randale in Solingens Innenstadt

Mindestens eine Million Mark Sachschaden, zerstörte Schaufensterscheiben, geplünderte Läden: nach dem Brandanschlag von Solingen hat sich die Empörung türkischer Demonstranten über die Mordbrenner in der Nacht zum Montag in einer Welle der Gewalt entladen. Rund fünfhundert meist türkische Jugendliche, aber auch Autonome aus dem ganzen Bundesgebiet zogen randalierend durch die Solinger Innenstadt. Sie warfen nach Angaben der Polizei bei rund fünfzig Geschäften die Scheiben ein, beschädigten Autos und Bushaltestellen. Teilweise kam es auch zu Plünderungen.

Die Polizei nahm siebzehn Personen fest, davon neun Türken. Begonnen hatten die Ausschreitungen mit einer Demonstration auf einer zentralen Verkehrskreuzung in der Innenstadt. Dort zündeten die Demonstranten am Sonntag abend ein Feuer an, verbrannten Autoreifen und Matratzen, die aus einem nahe liegenden Geschäft geplündert wurden. Gegen Mitternacht eskalierte dann die Randale. Zahlreiche der Demonstranten seien aus anderen Städten nach Solingen gekommen, sagte ein Sprecher der Stadt.

„Der Zorn muß doch Grenzen haben“, sagt eine 75jährige Solingerin und schüttelt immer wieder den Kopf. Im „Café Atatürk“ wird laut über den Millionenschaden diskutiert. „Das war alles so falsch“, sagt ein Türke, „jetzt gehe ich auf keine Demonstration mehr.“ „Das haben wir nicht gewollt“, kommentiert ein türkischer Jugendlicher die verwüstete Innenstadt. Ein 19jähriger Augenzeuge macht „faschistische“ Türken für die Ausschreitungen verantwortlich. „Die Grauen Wölfe haben das alles angefangen.“ Andere geben wiederum der Polizei die Schuld für die Eskalation der Gewalt. „Die Bullen sind an allem schuld“, schimpfen zwei Jugendliche. „Hätten die heute nacht nicht eingegriffen, wäre alles friedlich verlaufen.“

Auch die Welle der Straßenblockaden erreichte einen neuen Höhepunkt. Am Montag vormittag blockierten nach Angaben der Kölner Polizei Demonstranten mit rund hundert Fahrzeugen mehrere Stunden lang die Zufahrt zum Flughafen Köln/Bonn. In der Nacht hatten türkische Demonstranten mit ihren Wagen zunächst die Autobahn A3 bei Leverkusen in Richtung Köln und danach die Gegenfahrbahn in Richtung Oberhausen für mehrere Stunden blockiert. Auch das Autobahnkreuz Leverkusen sperrten sie kurzfristig. Zu einer ersten Autobahnblockade war es bereits in der Nacht nach dem Brandanschlag ebenfalls auf der A3 gekommen. (AP/dpa)

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