: Der Spielteufel von Atlantic City
■ In den NBA-Play-offs glichen die Chicago Bulls die Serie gegen New York aus
Berlin (taz) – Sprachlos sind nicht nur die Spieler der Chicago Bulls, die seit einer Woche die US- Medien boykottieren, weitgehend sprachlos war nach dem vierten Spiel des Play-off-Halbfinales zwischen den Titelverteidigern aus Chicago und den New York Knickerbockers vor allem der Coach der Knicks, Pat Riley: „Jordan war unglaublich. Dafür gibt es keine Worte. Das einzig Positive daran ist die Tatsache, daß er 54 Punkte erzielen mußte, damit die Bulls uns besiegen konnten.“
Nach den zwei Auftaktniederlagen, die die Bulls in der „Best of seven“-Serie im New Yorker Madison Square Garden kassierten, war gerade Superstar Michael Jordan der Sündenbock gewesen. Zweimal hatte er für seine Verhältnisse äußerst schwach gespielt und sein nächtlicher Besuch in einem Spielkasino in Atlantic City, von der Presse begeistert aufgegriffen, hatte zu besagtem Medienboykott geführt. Im dritten Match landeten Jordans Würfe zwar immer noch meistens neben dem Korb, aber dafür brillierte er in der Abwehr und mit raffinierten Pässen. An seiner Stelle trafen Scottie Pippen, B.J. Armstrong und John Paxson, die Bulls gewannen 103:83.
Auch Pippen war nach dem zweiten Spiel scharf kritisiert worden, weil er einen Ball nach dem Schiedsrichter geworfen hatte, disqualifziert wurde und seiner Mannschaft in der Schlußphase bitter fehlte. Beim Heimsieg in der dritten Partie ließ er sich von New Yorks Fiesling vom Dienst, John Starks, ebensowenig provozieren wie Jordan, Starks tappte in seine eigene Falle und wurde rund zehn Minuten vor Schluß in die Kabine geschickt, weil er ständig über seine Gegenspieler herfiel. Pippen war danach so begeistert, daß er kurzfrsitig sogar das Schweigegebot brach: „Kontroversen können einem Team schaden, in diesem Falle denke ich, sie haben uns geholfen.“
Das zeigte Michael Jordan im vierten Match. Seine phänomenale Solo-Show beim 105:95, garniert mit sechs Dreipunktewürfen, brachte den Ausgleich in der Serie. Heute allerdings geht es wieder in den Garden nach New York. Der Spielteufel in Atlantic City mischt bereits die Karten. Matti
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