: Unterm Strich
Kommando Bildersturm, die 253ste: Ein Jahr, nachdem der japanische Regisseur Juzo Itami wegen seines Films über die Unterwelt zusammengeschlagen wurde, ist ein Anschlag gegen ein Kino verübt worden, in dem sein neuestes Werk „Daibyonin“ lief. Die Polizei teilte am Montag mit, sie habe einen 24jährigen Rechtsradikalen festgenommen, der am Sonntag mit einem Messer die Leinwand in dem Kino zerschnitt. Der Täter gab als Motiv an, er habe die „Schändung“ der japanischen Flagge in dem Unterwelt- Film „Mimbo No Onna“ rächen wollen.
Sinatra im Systemvergleich: „Rund 5.000 Zuschauer haben Frank Sinatra am Pfingstmontag zum Auftakt seiner Deutschlandtournee in der Dortmunder Westfalenhalle gefeiert“, schreibt AP. Dpa prescht dagegen nach vorne und wagt die Behauptung: „Der amerikanische Entertainer Frank Sinatra ist am Montag abend zum Auftakt seiner Deutschland-Tournee von 6.000 Menschen in der Dortmunder Westfalenhalle begeistert gefeiert worden.“ AP spricht von Telepromptern am Rand der Bühne, die dem „Veteranen“ helfen sollten, „eventuelle Textunsicherheiten“ zu kaschieren. Dpa geht sogar noch einen Schritt weiter und schreibt: „Auf Monitoren konnte ,Ol' Blue Eyes‘ in großen Lettern den Text seiner Songs verfolgen. Einige Liedzeilen blieben dennoch ungesungen.“ Und da sage noch einer, unsere Presse sei gleichgeschaltet.
Sun Ra ist tot. Der Pianist und Dirigent, „eine der schillerndsten Figuren der Free- Jazz-Szene in den USA“ (so die dpa — und wo sie recht hat, hat sie recht!), starb am Sonntag im Alter von 79 Jahren in einem Krankenhaus in Birmingham, Alabama. Bereits am 22. Januar war er mit Herzproblemen in das Krankenhaus eingeliefert worden, nach Angaben der Ärzte starb er an einer Serie von Herzattacken. Sun Ra gehört zu den Musikern, die mit ihren Konzerten mehr als die Absolvierung von Virtuosität oder Expressivität verbanden, er sah sie als religiöse Zeremonien, die versehen mit Lichteffekten, mit Choreographie und esoterischen Einlagen, bis zu sechs Stunden dauern konnten. Was die Quellen seiner kosmischen Botschaften anbelangt, war Sun Ra, der bürgerlich Herman Blount hieß (und sich seinen Künstlernamen von dem ägyptischen Sonnengott Ra lieh), ebenso wählerisch wie grenzüberschreitend: er bediente sich bei der Bibel ebenso wie bei der
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