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"Nur schiefe Töne"

■ Streik bei Musikdozenten / Prozesse drohen

„Nur schiefe Töne“

Streik bei Musikdozenten / Prozesse drohen

Die ganze letzte Woche haben sie gestreikt, die Lehrbeauftragten des Faches Musik an der Bremer Uni; keine einzige ihrer Veranstaltungen fand statt. Die rund 50 Lehrbeauftragten sind es leid, die Ausputzer der Ausbildung zu sein: Nicht versichert, von der Hand in den Mund lebend, von Semester zu Semester — vielleicht — auf Honorarbasis verlängert, je nach Bedarf. Nicht für exotische Extras, sondern auch für den ganz normalen Regelbedarf, für Instrumental- Einzelunterricht an Klavier, Gitarre und Flöte sind sie eingesetzt. „Die Zeit der Mogelpackungen ist vorbei; ohne soziale Absicherung und bei miesen Löhnen gibt es Musikausbildung nur mit schiefen Tönen!“ erklärten die Lehrbeauftragten in Veranstaltungen und auf Flugblättern. Und zum Abschluß des Streiks ging es zum Bildungssenator, wo sich auf dem graudüsternen Behördenflur eine flotte Session entwickelte mit Fagott, Querflöte, Schlagholz und Finger-Schnipsen. Mit im Gepäck: die unterschriebenen und mit einem Zusatz versehenen Honorarverträge — „...vorbehaltlich der Feststellung des Arbeitnehmer- Status sowie der Anwendbarkeit aller BAT-Vorschriften..“. Der Senator war nicht da, ihm entging das kleine Konzert, also ging es weiter zur Personalbehörde SKP, die die Verträge und die dazugehörigen Kommentare eher widerwillig entgegennahm. Übereinkunft: ein Gsprächstermin mit InteressenvertreterInnen der Lehrbeauftragten und der SKP soll stattfinden. Aber die Soli-Konzerte der Studierenden und die Debatten waren nicht alles. Der Akademische Senat der Universität hat inzwischen einstimmig dafür votiert, daß die Universitätsleitung beim Senator für verbesserte Verträge eintritt. Hunderte von Unterschriften wurden gesammelt. Utz Weißenfels, Lehrbeauftragter und informeller Sprecher der Streikenden, kündigte an: „Wir werden eine Lawine von Verfahren lostreten und mit 15 oder 20 Leuten Klage einreichen vor dem Arbeitsgericht! Wir wollen für die gleiche Arbeit das gleiche Geld.“ S.P.

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