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Bremer Bürgerschafts-DVU halbiert

■ Parteiaustritt nach Treffen mit russischen Rechtsextremen

Bremen (taz) – Da waren es nur noch drei: Die DVU in der Bremer Bürgerschaft hat sich halbiert. Am Dienstag erklärte der Abgeordnete Klaus Blome seinen Austritt aus der Partei und damit auch aus der verbleibenden Restgruppe der DVU im Bremer Landesparlament. Enttäuscht vom Führungsstil der Vorsitzenden Marion Blohm und erschrocken vom Treffen mit russischen Rechtsradikalen am Pfingstwochenende warf Blome das Handtuch und wechselte zur „Nationalkonservativen Gruppe“ in der Bürgerschaft, einer Gruppe, die mittlerweile auf drei DVU-Dissidenten angewachsen ist. Die vertritt zwar prinzipiell kaum andere Positionen als die DVU, versucht aber, sich mehr auf Kommunalpolitik einzulassen.

Schon kurze Zeit nach der Bürgerschaftswahl im September 1991 hatte Hans Altermann, der vier Jahre lang einziger Abgeordneter der Rechtsextremen in der Bundesrepublik gewesen war, die DVU verlassen. Er war düpiert, weil der Münchner Parteichef Gerhard Frey über Nacht seine Vertraute Marion Blohm als Fraktionsvorsitzende eingesetzt hatte. Im Frühjahr dann schloß sich der Abgeordnete Nennstiel Altermann an: Er habe es nicht ausgehalten, daß nach Mölln immer noch jedes Problem auf die Ausländer abgewälzt werde, hatte er damals erklärt. Damit war der Fraktionsstatus perdu.

Und nun Klaus Blome: „Ich habe kein Interesse, mich als Marionette verkaufen zu lassen“, sagte er gestern gegenüber der taz. Marion Blohm habe von Anfang an die frühere Fraktion und jetzige Gruppe dominiert.

Den Ausschlag für seinen Austritt habe allerdings eine Pfingstreise der vier Bremer Abgeordneten nach Moskau und Kaliningrad gegeben. Eingeladen von Wladimir Schirinowskij, dem Chef der rechtsextremen „Liberaldemokratischen Partei Rußlands“, sei es bei den Gesprächen vor allem um die „Ostgebiete“ gegangen. Das sei für ihn zuviel gewesen, meinte Blome. Jochen Grabler

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