Gourmet-Himmel in der Schanze

■ Das Sonntagsmenü im "Schanzenstern": Wahre Gemüsegenüsse zu einem teuflisch guten Preis

: Wahre Gaumengenüsse zu einem teuflisch guten Preis

Die Präsentation der Speisekarte erfolgt stillos schlicht, das Ambiente läßt ein wenig an Intimität vermissen — doch selbst professionelle Testesser auf der Suche nach dem gastronomischen Himmel müssen es zugeben: Diese allsonntäglichen Drei-Gänge-Menüs verdienen wahrlich mehrere Schanzen-Sterne!

Nicht gänzlich unerkannt schlichen sich die taz-Gourmetkritiker in die Kneipe Schanzenstern in der Bartelsstraße. Wollten sie doch erkunden, ob es den Jungköchen der Gaststätte im Herzen des Schanzenviertels gelingen kann, mit ihren nahezu unverschämt billigen Sonntags-Menüs den überteuerten Anbietern ebensolcher Gaumenfreuden ernstzunehmende Konkurrenz zu machen.

Zur einstimmenden Stimulanz hier zunächst Auszüge aus vergangenen Speisekarten: Ob vorweg die Seeteufelpastete mit Blätterteighaube oder Spargelcocktail mit Avocados und Pilzen, danach Entenbrust in Honig-Tamarinden- Soße oder frischer Spargel auf Blattspinat mit Sauce Hollandaise,

1oder schlußendlich Camparischaum mit Orangenfilets oder Rhabarber- Mousse mit Vanilleeis auf Erdbeermark — ein vermehrter Speichelfluß läßt sich kaum unterdrücken. Noch mehr Freude kommt allerdings auf, wenn man sich der Preisspalte zuwendet. Denn die läßt sich so gar nicht mit der sternenbehängten Konkurrenz messen: Das dreigängige Ensemble (Vor- und Hauptspeise jeweils mit fleischloser Variante) gibts für nur 25 Mark.

Doch wie man weiß, ist Papier geduldig und dazu zählen auch Speisekarten. Aber beteuert sei hier, daß die Geschmacksknospen des Test-Teams mehrere Mahlzeiten ohne Strapazen durchstanden — vielmehr hallten die beglückten Magenschleimhäute noch Stunden später von den vielen beglückten Aaahs und Ooohs wider. Auch wurde den Testern von den Köchen Flori und Mathias bei der Herstellung verschiedener Spargelvariationen Einblick in das Allerheiligste gewährt.

Die Grobarbeiten, 15 Kilo Spargel schälen in rekordverdächtigen drei Stunden, hatte eine aufopferungsvolle Kollegin schon am Vortag besorgt — also konnten sich die Herren der Kochschöpfung ganz auf das Wesentliche konzentrieren. Etwa im Schweiße ihres Angesichtes Sauce Hollandaise für 30 Portionen Spargel zu schlagen. Beide standen die Prozedur recht entspannt durch und weder trennte sich die Butter vom Rest, noch gerann die Soße. Außerdem, Streß hin oder her, einen Koch mit Ambitionen erkennt man an der Art, wie er auf dem Dessertteller liebevoll Muster in die süßen Soßen zieht. Und Mathias strichelte und tupfte, was das Zeug hielt. Daß diese Leckereien alle auf schlichten Kneipentischen landen — eigentlich zu viel Understatement.

Wer sich eine eigene Meinung bilden will: Die Menüs gibts sonntags zwischen 17 Uhr 30 und 22 Uhr, die Speisefolge wird regelmä-

1ßig freitags in der taz angekündigt. Die Gänge sind im übrigen auch einzeln zu bestellen — selber schuld, wer sich sowas entgehen läßt ... sako