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Offiziell setzt St. Pauli auf Fairneß

■ St. Paulis vermeintlicher Abstiegs-Kick wird zur Bewährungsprobe für Eichkorn / Full-House am Millerntor

Showdown am Millerntor. Wenn die Sonntagssonne über der Reeperbahn steht, beginnt das Duell der elf Hauptdarsteller des FC St. Pauli mit sich selbst um den Klassenverbleib im Profi-Fußball. Denn die Kiez-Kicker hatten in der abgelaufenen Serie am meisten Probleme mit ihrer eigenen psychosozialen Befindlichkeit - der Lust und der Laune. Die Gegenspieler von Hannover 96 sind nur Statisten, denn für sie bedeutet die letzte Begegnung in der Zweitligasaison nur einen kostenlosen Besuch im zuschauerträchtigsten Stadion des Fußball-Unterhauses.

Zum ersten Mal seit dem 15.9.1991 beim 2:1-Sieg gegen Meppen ist das Tollhaus der Liga auch wieder ein Full House, der Besucherschnitt des Liga-Krösus St. Pauli wird dann bei rund 14 000 liegen. Eine Frage der Ehre, findet Vizepräsident Christian Hinzpeter. „Es ehrt uns, daß so viele Leute uns sehen wollen.“ Aber auf dem Spiel steht auch die Ehre der Gattis und Co., die nur mit einem Sieg ihre hohen Gagen rechtfertigen können. Denn erbarmungslos sind die Punkte- und Torebilanzen der abstiegsgefährdeten Vereine. Braunschweig als Tabellenachtzehnter kann sich durch einen Sieg gegen die bereits aufgestiegenen Duisburger, der um ein Tor höher als der mögliche doppelte Punktgewinn der Hamburger ausfiele, noch am 17. St. Pauli vorbeimogeln. Aber auch Wolfsburg hat als 16. noch nicht das rettende Ufer erreicht, weil die Düsseldorfer als sicherer Absteiger ihre Lizenz zum Töten des Klassenfeindes erst am Montag abgeben müssen. Läge es da fern, wenn St. Pauli dem Noch- Pokalsieger Hannover ein unmoralisches Angebot machen würde? Einen hohen Sieg gegen diverse Hektoliter Faßbier, die beim Klassenerhalt mit den Fans und den Gegnern geteilt werden. „Wir können auch anders“, scheint sich der DFB gedacht zu haben, der solche bekannten (siehe HSV) Nord-Kungeleien bekämpft. Der Verband schickt zu allen Abstiegsspielen Bodyguards als Spielbeobachter.

Für die Paulianer geht es nochmal ins Trainingslager nach Egestorf. Und eine Taktik hat Seppo auch parat: „Wir wollen gewinnen, das ist unsere Taktik.“ raz

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