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ÖTV wütend über Sonder-Tantiemen

■ Gewerkschaft distanziert sich von ihren Aufsichtsrats-Nutznießern

Seitdem die taz (am 26.5.) berichtete, daß ÖTV-Arbeitnehmevertreter im Stadtwerke-Aufsichtsrat in früheren Jahren sich ihre von der Gewerkschaft verlangten Abführungen an die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler- Stiftung von den Stadtwerken zusätzlich geben ließen, hängt der Haussegen in der ÖTV schief. Der Grund ist leicht erkennbar: Mitte der kommenden Woche sind die Neuwahlen der Arbeitnehmerbank des Aufsichtsrats. „Bestürzt“ ist die ÖTV-Betriebsgruppe bei den Stadtwerken über den Vorgang. „Die ÖTV erklärt unmißverständlich, sollten sich die erhobenen Vorwürfe bestätigen, hierfür kein Verständnis zu haben...“

Offiziell weiß die ÖTV-Betriebsgruppe nur eines: Die derzeitigen ÖTV-Kandidaten haben nie ihre Hans-Böckler-Beiträge zusätzlich kassiert. Aber wer sind denn die vier ÖTV-Aufsichtsräte, die mindestens von 1982 an 600 Mark zusätzlich bekamen? „Indirekt wissen wir das“, räumt ÖTV- Sekretär Erdt gegenüber der taz ein. Daher wisse die Gewerkschaft auch, daß ihre derzeitigen Kandidaten nicht betroffen seien. Ob dies aber auch für den zum „Leitenden“ aufgestiegenen Ferdinand Wolf gilt, war gestern nicht mehr zu klären.

Als ÖTV-Bezirkssekretär Jörg Willipinski zum Nachfolger von Arbeitsdirektor Dittrich im Vorstand wurde, hat er nach eigener Auskunft diese Praxis, von der er Kenntnis hatte, auch gestoppt.

Gleichzeitig, so berichtet der frühere Arbeitnehmervertreter Kreft, wurden die Tantiemen allerdings kräftig von 4.500 auf 6.000 Mark pro Jahr erhöht. Kreft erinnert sich sehr wohl an die Sonder- Zahlungen: Im Kreise der Arbeitnehmer-Vertreter sei dies irgendwann einmal angesprochen worden. Eine Sonderzahlung habe es allerdings nie gegeben — die Überweisung sei zusammen mit den Tantiemen gekommen, also statt der von der Hauptversammlung beschlossenen 4.500 Mark einfach 5.100 Mark für einige. Als Willipinski dann Arbeitsdirektor wurde, erhöhte sich die Summe auf 6.000 Mark für alle. Seitdem müssen wieder für die volle Summe die 15 Prozent an die Böckler-Stiftung abgeführt werden. Warum die zusätzlichen Aufsichtsrats-Tantiemen bei den Stadtwerken zwar unter „Aufsichtsratsvergütungen“ verbucht, aber als Ausgaben „für Schulung von Aufsichtsratsmitgliedern“ deklariert wurden, kann sich Kreft nicht erklären. K.W.

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