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Karin Jöns vorn für Europa

■ Stadtteil-Kandidaten haben keine Chance bei EG-Wahl

Als letzter in der Runde der Vor-Parteitage befaßte sich am Mittwoch abend der Bremer Westen mit der Nominierung der Europa-Kandidatenlage der Bremer SPD. Daß die SPD mit der Leiterin des Bremer Brüssel-Büros Karin Jöns eine qualifizierte Kandidatin hat, die sich bestens in der Brüsseler Politik auskennt, wiegt offensichtlich wenig, wenn Kandidaten des eigenen Unterbezirks oder Ortsvereins ins Rennen gehen. Während Jöns in den Unterbezirken ohne „eigenen“ Lokal-Kandidaten (UB-Ost und UB-Nord) einen klaren Vorsprung hatte, verlor sie in Bremerhaven gegen Wilfried Töpfer. Im Westen ging Detlev Albers, Uni-Prof. und Beirats-Sprecher, in den Ring und unterstrich seine Verdienste links der Weser. In den vorgetragenen Allgemeinplätzen zu europäischen Fragen unterschieden sich die Kandidaten nicht erkennbar — es handelte sich ohnehin im wesentlichen um Allgemeinplätze. Alle Kandidaten für das EG-Parlament unterstrichen mit ernster Miene, daß sie sich für bremische Interessen einsetzen wollen.

In Wirklichkeit werde Brüssel als ein „Ort für Hinterzimmerlobbyismus“ begriffen, schimpfte Wolfram Kaiser. Man rede von europäischer Einigung, und wenn dann die Polen nach Bremen zu Besuch kämen, stelle die Stadt nicht einmal Toiletten auf.

Töpfer bekannte sich unbeeindruckt vom europäischen Völkermorden in Ex-Jugoslawien zu „Verhandlungslösungen“, es war offenbar keiner im Saal, der das Überlebensinteresse der Bosnier auch nur erwähnenswert fand.

Beim abschießenden Meinungsbild lag Detlev Albers mit 49 Stimmen vorn, aber nur knapp. Karin Jöns erhielt 37 Stimmen, was ihr zusammen mit den Voten aus Nord (50) und Ost (66) einen deutlichen Vorsprung sichert. Dort hatte Albers nur jeweils 10 bzw. 18 Stimmen erhalten. Töpfer, der seinen Unterbezirk mit großer Mehrheit hinter sich hat, hat in Bremen- Stadt insgesamt nur magere 36 Stimmen erhalten.

Auf dem Landesparteitag, der den Bremer Vorschlag entscheidet, wird es weniger um Lokal-Geruch gehen als um ein anderes Problem: Der Bremer Kandidat muß auf der Bundesliste der SPD weit vorn unter den ersten 27 plaziert werden, wenn er sicher gewählt werden will. Und da hat wegen der 40-Prozent-Quote eine Frau eindeutig bessere Chancen. Auch deshalb hatte der ausscheidende Europa-Abgeordnete Thomas von der Vring Karin Jöns bekniet, zu kandidieren. K.W.

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