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Bananen wichtiger als Klimakollaps

■ Kaum Interesse an ökologischen Themen beim „Transportforum“ in Bremerhaven

Volkswirt Uwe Möller sieht nicht aus wie ein Öko-Freak. MitZweireiher, Schlips und Kragen ähnelt er seinen Kollegen, die sich in der Bremerhavener Stadthalle zum „16. Internationalen Bremer Wirtschafts- und Transportforum — Norddeutscher Hafentag 1993“ versammelt haben. Doch wenn Möller das Wort ergreift, staunen die ManagerInnen im Saal: Denn Möller ist Mitglied des „Club of Rome“ und referiert über „ökologische Herausforderungen an einen zukunftsorientierten Welthandel.“

„Wir benötigen die Umweltkrise, damit sich etwas ändert. Die Frage ist nur, kommt die Krise zu spät oder kommt sie so, daß wie sie überleben können?“ Ungewohnte Töne vor einem Publikum, das ansonsten über Freihandel contra Protektionismus diskutiert. Ungewohnt sind auch Möllers Forderungen an die Industrie: „Wir brauchen völlig neue Produkte, die wir in der Dritten Welt verkaufen können, um die Bedürfnisse zu befriedigen und die Ressourcen nicht zu verschleudern.“

Während sich das Publikum um die Konjunkturflaute in den Häfen sorgt, blickt Möller in die nahe Zukunft: „Bald gibt es auf der Erde acht Milliarden hungernde Menschen. Alle haben „Denver“ und „Dallas“ gesehen und wollen unseren Lebensstandard. Aber das ist unmöglich, weil wir schon 85 Prozent der Ressourcen verbrauchen.“ Die Industrienationen haben für Möller eine „Vorbildfunktion“, weil sie die Technologien für die Probleme der Entwicklungsländer erarbeiten müssen: „Unsere Probleme hier sind doch nur Peanuts gegen einen Großraum wie Shanghai mit 30 Millionen Menschen. Man kann denen nicht einfach sagen: bleibt beim Fahrrad!“ Es sei klar, daß ökonomisches Handeln ökologische Folgen habe. „Aber wir können natürlich auch weitermachen wie bisher und auf den Weltuntergang warten.“ Was das Publikum beherzigte: Die Veränderungen im Weltfruchthandel und die Kungeleien in der EG-Kommission waren in der anschließenden Diskussion allemal interessanter als die globale Umweltkrise. Bernhard Pötter

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