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Studis wollen Mitsprache

■ Grundsatzerklärung verabschiedet

Bonn (taz) – Einfach machen sie's nicht, die StudentInnen beim alternativen Bildungsgipfel in Bonn. In einem Sitzungsmarathon bis zum Vogelzwitschern verabschiedeten sie gestern nacht ein über 30seitiges „Grundlagenpapier“. Die StudentInnen sprechen es darin Professoren und Politik ab, die Krise an den Hochschulen lösen zu können. Sie fordern mehr Mitsprache in den Hochschulgremien und bauen auf „selbstbestimmte Lehr- und Lernmöglichkeiten.“

Im Herzstück des Grundlagenpapiers, der „Konkreten Utopie“, heißt es, selbstorganisierte Seminare und Projektstudien müßten ausgebaut werden. Das biete die Möglichkeit, „in wissenschaftlicher Arbeit Ansprüche der Ausbildung mit Anforderungen der jeweiligen Berufspraxis in interdisziplinärem Ansatz zu verbinden.“ Gegen die „Entwissenschaftlichung des Studiums“ richtet sich die Hauptkritik der knapp 400 TeilnehmerInnen des Studentenkongresses an Reformkonzepten von Staat und Wissenschaft.

Der studentische Bildungsgipfel forderte, daß bis zum Jahr 2000 50.000 zusätzliche MitarbeiterInnen an den Hochschulen eingestellt werden müßten. Die Zahl der Studienplätze müsse mehr als verdoppelt werden. Das wären rund 1,8 Millionen Studienplätze – so viele StudentInnen gibt es bereits jetzt an den völlig überlasteten deutschen Hochschulen. Die Politik erwarte, daß das Studium „schnell, formbar und billig“ sein solle. „Es bleibt die Frage“, heißt es in dem Grundlagenpapier, „wie daraus ,gebildete, fundierte und innovative' AbsolventInnen entstehen sollen. Diese Widersprüche werden ständig ignoriert.“

Der Studentenkongreß in der ehemaligen Pädagogischen Hochschule setzte eine Art Zweikammersystem ein: Studentenvertreter und Studierende ohne Stimmkarte votierten getrennt. Ein Antrag der TU Berlin, auf Abstimmungen zu verzichten und inhaltlich zu diskutieren, wurde abgewiesen. Eine Handvoll aus Jena, Potsdam und Dresden angereister Studis zog sich aus der Debatte zurück – „wegen der mangelnden Streitkultur“. Verworfen wurde ein Entwurf Kölner Hochschulen, der einen „Kampf den Eliteuniversitäten und der kapitalistischen Modernisierung der Hochschulen“ thematisierte. „Eine Ideologisierung der Bildungspolitik“ bemängelte die anwesende Bundesvorsitzende des CDU-nahen RCDS, Tamara Zieschang. Am Sonntag werden der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Neuweiler, und die Wissenschaftsministerinnen Brunn (NRW) und Schuchardt (Niedersachsen) auf dem Kongreß erwartet. cif

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