: Bluter fordern Fonds
■ Heute beginnt Welt-Aids-Kongreß
Berlin (dpa) – Die Deutsche Hämophilie-Gesellschaft hat anläßlich des Welt-Aids-Kongresses einen Entschädigungsfonds für HIV-infizierte Bluter in Deutschland gefordert. Von den 1.500 bis 2.000 Betroffenen seien bisher schon 300 gestorben. Sie hatten sich laut Ute Braun, Vorsitzende der Gesellschaft, Anfang der 80er Jahre durch HIV-verseuchte Blutkonserven angesteckt.
Sie warf am Sonntag in Berlin in diesem Zusammenhang den Herstellern, der Bundesregierung und dem Bundesgesundheitsamt (BGA) „gravierende Versäumnisse“ vor.
Nach Angaben von Ute Braun sind die Verhandlungen zwischen Pharmaindustrie, Bundesgesundheitsministerium und Betroffenen über einen Entschädigungsfonds „vorläufig gescheitert“. „Es muß schnell etwas geschehen, weil immer mehr sterben“, betonte sie. Etwa 1.200 Bluter hatten Ende der 80er Jahre von der pharmazeutischen Industrie je 60.000 Mark bekommen. Das BGA hatte wiederholt betont, 1983 sei die Gesundheitsgefährdung durch virusverseuchte Blutpräparate noch nicht in vollem Umfange erkennbar gewesen.
Nach Angaben des BGA haben sich drei Prozent der 1992 diagnostizierten Aids-Fälle über Blutprodukte angesteckt. Der Behörde zufolge werden jedes Jahr bundesweit 1.500 bis 2.000 Aids-Neuerkrankungen bekannt. Die Gesamtzahl für Deutschland bezifferte das BGA bis Ende März 1993 auf 9.697 Kranke, davon entfielen 54 auf die neuen Bundesländer.
Zu dem 9. Welt-Aids-Kongreß, der am Montag in Berlin von Bundespräsident Richard von Weizsäcker eröffnet wird, werden 15.000 Teilnehmer aus fast allen Ländern der Welt erwartet. 2.000 von ihnen kommen aus Entwicklungsländern, in denen die Immunschwächekrankheit besonders wütet.
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