: Soundcheck
■ Gun Club / S.Y.P.H. / Deacon Blue
SOUNDCHECK
Gehört: Gun Club. Viele Herzen sangen, als der Gun Club unter Anleitung des Gitarristen und Sängers Jeffrey Lee Pierce am Sonntag abend in der Markthalle ein Konzert gaben (am Telefon gestand Autor Schreuf noch, Tränen der Rührung gehabt zu haben). Frühere Auftritte der Band verhießen einen Wechsel von Pierce Wutgeheul zu dessen zarten Abstürzen zwischen Wahn und Exorzismus. Mittlerweile fordern Gun Club-Songs, allesamt einschüchternd hervorragende Kompositionen, ein anderes Begreifen. Pierce spielt und singt besser und besser und entfernt sich gleichzeitig von irgendeinem „Außen“. Einer Welt, die ihren „Jeffrey“ gern als einen sah, der bei einem guten Blues erst so richtig den inneren Schweinehund zum Keifen respektive aufgekratzten Falsett-Intonieren brachte. Es ist der Unterschied zwischen denen, die für ihre Aura auf ihre Lebenserfahrung pochen (wie man etwas hinter sich bringt, ohne sich davon töten zu lassen) und Pierce, der von Liebe
1und Angst spricht, weil beide ihm morgen wieder begegnen; und der gleichzeitig aus The Gun Club pro Konzert eine umwerfende Band macht. Kristof Schreuf
Heute abend: S.Y.P.H. / Workshop. Nächste Runde der Hörproben, diesmal schlüpft die deutsche Punk-Jungfrau-Maria S.Y.P.H. aus einem Kunst-Kokon, in dem sie einige Jahre verpuppt war. Mit diversen Stücken aus den letzten Jahren, die Erinnerung an die kurze experimentelle Post-Punk-Phase wecken, in der Bands wie Pop Group oder Red Crayola Furore machten, tritt die Band um Harry Rag auf einer neuen Platten an. I.N.R.I.- S.P.Q.R.-Leck-Fett!, die demnächst bei Buback-Records erscheinen wird, atmet auch einen kleinen Can-Odem, was bei der langjährigen Zusammenarbeit der Mitglieder mit Czuckay und Konsorten nicht verwundert. Als zweite Band zeichnet der NDR die 70er-Disco-Trash- Band Workshop auf. tlb
Logo, 21 Uhr
Heute abend: Deacon Blue. Die Schotten-Rocker von Deacon Blue sind ein unspektakuläres, aber rundes Erziehungsprodukt aus New Wave und amerikanischer Klampf- Musik. Glasgower Melancholie und kompositorische Herzlichkeit lassen die Band wollige Sympathie verströmen. Whatever You Say...Say Nothing!, ihr neues Album, gibt dem Epos britischer Rockmusik ein Zögling der Beständigkeit und dem Pathos goldenen Boden. tlb
Markthalle, 21 Uhr
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