Beton unters Volk bringen

■ Zementindustrie läßt über Stadt- und Verkehrsplanung diskutieren

diskutieren

Beton hat nicht das beste Image, was man schon daran erkennt, daß Hamburgs dienstältester Senator von seinen KritikerInnen mit Vorliebe als Beton-Eugen geschmäht wird. Um den ruinierten Ruf aufzupäppeln, greift man bekanntlich zur Public-Relation, einst Werbung genannt. Und da kreative PR-Strategen ständig auf der Suche nach neuen Wegen sind, hat sich auch das „Informatioszentrum Beton GmbH“ etwas ganz Besonderes zur Image-Politur ausgedacht. In Zusammenarbeit mit der Beton- und Zementindustrie tingelt das Infocenter derzeit mit einer Veranstaltungsreihe durch die Lande: dem „Forum Zukunft Bauen“.

1Im Zeitalter der runden Tische besannen sich die Werbeplaner darauf, daß Diskussionsveranstaltungen die beste Möglichkeit sein könnten, die eigene Message unters Volk zu bringen. Die lautet: „Beton – es kommt darauf an, was wir draus machen“. Oder, wie Mitinitiator Lutz Detjens, Vorstandsmitglied eines Zementwerkes, es formuliert: „Angesichts der großen Menge Beton, die jährlich verbaut wird, tragen wir Mitverantwortung für das, was mit Deutschlands Baustoff Nummer eins geschieht“. Das Forum soll laut Detjens „Bürgern, Fachleuten und Politikern eine Plattform bieten, auf der Lösungsalternativen für künftige Bauaufga-

1ben diskutiert werden“.

Viermal läßt das Informationszentrum in Hamburg diskutieren; erstmals heute abend ab 19 Uhr im Spiegelsaal des Museums für Kunst und Gewerbe. VertreterInnen von HVV, Stadtentwicklungsbehörde und Landeskriminalamt, eine Soziologin und eine Architektin werden sich mit dem Thema „Gebaute Angst? Sicherheit im öffentlichen Raum“ auseinandersetzen. Die Frage: Wie kann eine Stadt-Architektur aussehen, die es vor allem Frauen ermöglicht, auch in der Dunkelheit angstfrei öffentliche Plätze und Wege zu beschreiten?

Die weiteren Diskussionsforen, die alle um 19 Uhr beginnen, beschäftigen sich mit „Visionen für den Lebensraum Hamburg“ (Do. 10.6, Poststr.15), der „Verkehrsanbindung in Allermöhe“ (Mo. 14.6, Billwerder Billdeich 622) und einem „Gesamtverkehrsplan für die Hansestadt“ (Di. 15.6, ebenfalls im Museum für Kunst und Gewerbe). Und daß die Foren nicht zur reinen Werbeshow verkommen, verspricht zumindest Detjens: „Wir stellen uns als Baustoffhersteller auch der Kritik.“ Marco Carini