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Freejazz: heilbar?

■ „Tobias Delius Kwartet“ — eine Erfrischung

Der niederländische Free- Jazz-Drummer Han Bennink ist immer ein dankbares Objekt journalistischer Begierde. Der Haudegen mit dem Stoppelhaar ist seit über drei Jahrzehnten eine trommelnde Speerspitze innovativer Rhythmus-Arbeit. Und so war es auch im Bürgerhaus Weserterrassen beim Dacapo-Konzert.

Eigentlich braucht er nur zwei Schlagstöcke, eine Fläche zum Draufhauen gibt es überall. Beim Bremer Konzert mit dem Tobias Delius Kwartet hatte er ein richtiges Drum-Set dabei: Snare, Fuß- und Baßtrommel, zwei Becken und ein Hi-Hat. Und jede Menge Klein- und Großkram, vom kegeligen Graumetall über Mini-Gongs bis zum Geschirrhandtuch, das er über das Trommelfell legte.

„Ich spiele völlig für mich selbst oder für meine Gegner, ähm, Mitspieler auf der Bühne“, hat er mal in einem Interview gesagt. Stimmt: In Bermuda- Shorts und heruntergerollten Socken haut er um sich, wechselt zu den Jazz-Besen, wirft kleine Schellen zu Boden. Schon im nächsten Moment kloppt er pistolenschußartige Serien in die Felle.

Benninks drei „Widersacher“ bemühen sich nach Leibeskräften. Tobias Delius, der Bandchef am Tenorsax, Tristan Honsinger am Cello und der Tubist Larry Fishkind beantworten die alte Frage „Ist Freejazz heilbar?“ mit einem eindeutigen „Wohl kaum“. Das handverlesene Publikum klopfte sich ein ums andere Mal auf die Schenkel, wenn die Musiker pantomimisch ihren Vortrag untermalten.

Ihre stilistische Wandelbarkeit, das Umschwenken von getragenen Klangbahnen auf eruptive Ton-Gebirge machte den Reiz des Quartetts aus. Überraschende Unisono-Sequenzen lösten sich spielend leicht und harmonisch mit Energie-Schüben ab, die gerade bei Saxophon und Cello die instrumentalen Potentiale spannend ausnutzten. Ein Spaßabend. Cool J.F.

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