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Kohl wollte sich nicht auspfeifen lassen

■ Rechtfertigung für Trauerfeier-Abstinenz

Bonn/Aschaffenburg (dpa/AP/taz) – Während das „Forum Buntes Deutschland – SOS Rassismus“ gestern in Bonn Vorschläge unterbreitete, wie Ausländer besser gegen rassistische Anschläge geschützt werden könnten, reagierte Kanzler Helmut Kohl endlich auf die nachhaltige Kritik an seiner Absenz bei den Trauerfeiern für die in Solingen ermordeten Türkinnen. In einer von Sat.1 ausgestrahlten Sendung erklärte Kohl: „Ob ich nun zur Beerdigung gegangen bin oder nicht, hat nichts mit der Frage meiner Freundschaft mit der Türkei zu tun. Wenn ich nun dorthin gegangen wäre und ich wäre dann wiederum von einer entsprechenden Gruppe ausgepfiffen worden, wäre das dann doch der Beweis gewesen, daß ich die türkische oder die deutsche Reaktion herausfordere. Ich weiß, welche Bilder in die Welt gehen oder nicht. Deswegen weiß ich auch, wie ich mich zu verhalten habe.“ Die jetzige Erregung, meinte der Kanzler, sei nicht auf die hohe Zahl der Türken in der Bundesrepublik zurückzuführen, sondern auf das „... viel zu lange nicht gelöste Problem im Bereich des Wirtschaftsasyls“.

Kohl kündigte zwar eine Liberalisierung des Staatsbürgerrechts für in der Bundesrepublik geborene Ausländer an. CDU-Generalsekretär Hintze konkretisierte jedoch nach einer Sitzung des Parteivorstands mit Kohl, die doppelte Staatsbürgerschaft werde nicht generell eingeführt. Das sei „nicht sinnvoll“. Noch in dieser Legislaturperiode sollten die bereits bestehenden Möglichkeiten für eine Doppelstaatsbürgerschaft erweitert werden. Innenminister Seiters soll den entsprechenden Entwurf erarbeiten lassen. Seite 4

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