: Abschied vom alten HSV-Sportplatz
■ Pläne für Rothenbaum-Bebauung vorgelegt / Jury entschied sich für Schweizer Modell / Der HSV ist der Verlierer
vorgelegt / Jury entschied sich für Schweizer Modell / Der HSV ist der Verlierer
Mehr als 50 Jahre pilgerten Fußballfans am Wochenende zum Rothenbaum, um sich die Meisterschaftsspiele des HSV anzuschauen. Doch 30 Jahre, nachdem Hamburgs Fußballclub Nummer 1 in die Bahrenfelder Betonschüssel umzog, heißt es Abschied nehmen von dem mittlerweile heruntergekommenen Stadion zwischen Uni-Viertel und Pöseldorf. Am Wochenende wählten die Stadtplaner Eimsbüttels und der Hansestadt aus 58 vorgelegten Architektenentwürfen das Neubaumodell aus, das den grünen Fußballrasen verdrängen wird. Gewinner des PlanerInnen-Wettstreits: das Architektenbüro Atelier 5 aus Bern.
Die Schweizer Planer konzipieren schon seit über 30 Jahren Wohnanlagen in ganz Europa, nun erstmals auch in Hamburg. Nach dem Architektenentwurf, den die Jury einstimmig zum Gewinner auslobte, sollen auf dem Gelände zwischen Rothenbaumchaussee, Turmweg und Hallerstraße 238 Wohneinheiten, Durchschnittsgröße gut 70 Quadratmeter, entstehen — davon ein Drittel im sozialen Wohnungsbau. Außerdem sollen in dem Kopfbau der Anlage an der Rothenbaumchaussee ein Altenwohnheim, Läden und Büros (2500 Quadratmeter) untergebracht werden.
Die neue, größtenteils viergeschossige, Wohnanlage ist terassenförmig angelegt, viele private Kleingärten und grüne Innenhöfe sollen ein wenig Naturerlebnis in die Stadt bringen. Kritik gibt es nur an dem sechsgeschossigen Frontbau an der Rothenbaumchaussee, der allzu klotzig daherkommt. „Wenig phantasievoll,“ klagt Eimsbüttels Baudirektor Wolfgang Schmietendorf, der das Wohnensemble ansonsten so schön findet, „daß ich da am liebsten einziehen würde“. Doch bevor der Bauchef den Möbelwagen bestellt, muß für das Bauprojekt noch ein Bebauungsplan maßgeschneidert werden. „Ich gehe davon aus, daß wir hier 1995 eine Baustelle haben,“ gibt Oberbaudirektor Egbert Kossak den Zeitrahmen vor.
Geharnischten Protest erwartet Bezirksamtsleiterin Ingrid Nümann- Seidewinkel noch von HSV-Chef Jürgen Hunke, dem großen Verlierer im Kampf um die zukünftige Geländenutzung. Nümann-Seidewinkel weiß: „Hunke findet es grauenhaft, daß hier Sozialwohnungen entstehen“. Der HSV hatte zuletzt mit der Initiative „Rettet den Rothenbaum“ versucht, der Entwicklung noch eine Wende zu ge-
1ben, doch konnte der Club nicht einmal ein Finanzierungskonzept für die Instandsetzung des Stadions vorlegen.
Die Vertreibung vom Rothen-
1baum trifft vor allem die Amateur-, Frauen- und Jugendfußballteams sowie die Footballer, für die das Bezirksamt jetzt ein Ersatzgelände sucht. Denn den Protesten des
1HSV will die Stadtentwicklungsbehörde nicht nachgeben. Traute Müller: „Die Wohnungsnot ist das drängendere Problem“. Marco Carini
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