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Der Irrtum des Stadtwerke-Chefs

■ Willipinski hat nicht gelogen. Er weiß einfach nicht, was er tut

Wenn ein hochbezahltes Vorstandsmitglied der Stadtwerke am 24. August seinem Aufsichtsratsvorsitzenden, Bürgermeister Wedemeier, mitteilt, er habe dessen Billigstrom schon im Frühjahr abstellen lassen, tatsächlich dies aber erst eine Woche vorher getan hat — was ist das? Eine Lüge? „Ein Irrtum“, sagte Stadtwerke-Vorstand Jörg Willipinski gestern dem Ausschuß: „Da war der Wunsch der Vater des Gedankens.“ Frei erfunden sind die Angaben, die Willipinski seinem Bürgermeister machte. Das seien „vertrauliche“, „rein persönliche“ Informationen gewesen, wenn auch unter dem Briefkopf Stadtwerke. Auch als Willipinski zwei Tage nach dem Brief, am 26.8. abends mit dem Bürgermeister ein Arbeitsessen hatte, korrigierte er sich nicht. Der Stadtwerke-Vorstand läßt den Bürgermeister im Parlament am 27.8. die Unwahrheit sagen.

Drei Tage nach der Bürgerschaftssitzung weist er seine Mitarbeiter an, den Wedemeier-Tarif noch einmal zu ändern: nachträglich nun so, wie es nach Wedemeiers Angaben vor dem Parlament längst war. Ist Ihnen da aufgefallen, daß Sie eine Woche vorher den Bürgermeister falsch informiert hatte, fragt CDU-Ausschuß-Vertreter Niederbremer unerbittlich. „Nein“, sagt Willipinski. Wochenlang kein korrigierender Brief, während das Thema öffentlich diskutiert wird. Erst im Oktober habe er seinen Bürgermeister über den „Irrtum“ informiert, sagt Willipinski. „Naja, da hatte Wedemeier es ja auch schon in der Zeitung gelesen“, kommentiert Niederbremer trocken.

Ein merkwürdiger Irrtum kam auch bei dem anderen Thema zu Tage, bei dem der Ausschuß nach der Wahrheit bohrt: Was bewegte den Stadtwerke-Vorstand im Dezember 1991, der SPD 90.000 Mark zu spenden? Im Vorstand sei darüber geredet worden, der Zusammenhang sei eindeutig die Unerstützung der EG-Energiepolitik der Bonner SPD gewesen, die für die Stadtwerke wichtig sei — das hatte Vorstandschef Günter Czichon erklärt. Vorgespräche etwa am Rande der Aufsichtsratssitzung etwa mit Aufsichtsrats-Chef und Wahlverlierer Wedemeier habe es nicht gegeben, am 19. Dezember in der Vorstandssitzung sei das Thema auf den Tisch gepackt und gleich beschlossen worden. Das berichtete auch Technik- Vorstandsmiglied Sehring. Was und wielange da geredet worden ist, erinnern die beiden so wenig wie Vorstand Willipinski.

Gestern nun war einer im Zeugenstand, der sich genau erinnerte: Der Leiter des Vorstands-Sekretariats und Protokollant Schnake. Die 90.000 Mark-Spende an die SPD wurde überhaupt nicht debattiert, sonden nur als Beschluß „zu Protokoll gegeben“, berichtete Schnake. „Ohne irgendwelche inhaltlichen Begründungen“. Offenbar, so der Vorstandssekretär, sei darüber außerhalb der förmlichen Vorstandssitzung vorher geredet worden. Der Protokollant nannte die Summe im Protokoll nicht.

Wer da mit wem und welchen Argumenten diesen Spendenbeschluß vorbereitet und getroffen wurde — bis heute hat keiner der vielen Zeugen dazu vor dem Ausschuß ein Wort gesagt.

Eigentlich wollte die Aufklärungsarbeit in dieser Woche beendet werden. K.W.

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