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Tod, Identität und Heimkehr

■ Das 10. Sommertheater auf Kampnagel wird mit drei konträren Stücken eröffnet

auf Kampnagel wird mit drei konträren Stücken eröffnet

å Das diesjährige Sommertheater auf Kampnagel beginnt mit einem kleinen Paukenschlag, soviel wurde jetzt schon vorab bekannt. Reza Abdohs aufsehenerregendes Stück The Law of Remains, das nach seiner Uraufführung in einem New Yorker Hotel dieser Tage in Frankfurt am TAT und vorher bei den Tanztheaterwochen in München zu sehen war, kommt zur Eröffnung am 16. Juli auf das Kampnagelgelände. Das bluttriefende Theaterspektakel um

dem amerikanischen Massenmörder und Menschenesser Jeffrey Dahmer und den ihn zur Ikone erhebenden Andy Warhol hat überall, wo es bisher gelaufen ist, kontroverse Diskussionen ausgelöst.

Der vielleicht größte Extremist im momentanen Welttheater konfrontiert in schrillen und blutrünstigen Tableaus, die sich an die sieben Abschnitte des „Ägyptischen Totenbuches“ anlehnen, die brutalen Geschehnisse der amerikanischen Realität und ihre mediale Goutierung. Der gebürtige Iraner, der seit einigen Jahren mit dem AIDS-Virus infiziert ist, reflektiert in dem dritten Teil seiner „Trilogie der Schreckgespenster“ die Riten und Verdrängungen des Todes auf eine Art, die entweder als plakativ abgelehnt oder als notwendig bejubelt wird.

Parallel zu Abdohs radikaler Seelenschau wird zum 10. Jubiläum des Festivals, das sich von einer kleinen, vielfach spontanen Angelegenheit der Freien Gruppen zu einem der renommiertesten deutschen Festivals emporgearbeitet hat, der israelische Choreograf Ohad Naharin mit einer kleinen Werkschau präsentiert. Naharin, der mit seinem Tel Aviver Ensemble Batsheva Dance Company kurz vor dem Sprung in die Weltbedeutung steht, beschreibt in drei Arbeiten seine Sicht Israels nach vieljähriger Abwesenheit. Albert Greenberg vom Traveling Jewish Theatre aus San Francisco zeigt einen Tag später die Weltpremiere seines Solostückes The Real World über Identitätsfindung zwischen religiösen und kulturellen Stereotypen. Gleichzeitig trägt er damit zur Evokation der Ursprünge bei, denn diese Gruppe hatte beim zweiten Sommertheater 1985 bereits eine Produktion gezeigt.

Musikalisch wird das Festival durch das Steeldrum-Orchester The Renegades Steelband aus Trinidad eingetrommelt. Während des ge-

samten Festivals vom 16. Juli bis zum 7. August wird in der Halle K3 eine Ausstellung mit Bildern von Friedemann Simon gezeigt, der bis auf eines alle zurückligenden Festivals fotografisch begleitet hat. Das detaillierte Programm des 10. Internationalen Sommertheaters, das 22 Produktionen aus 18 Ländern umfaßt, wird Anfang Juli vorgestellt werden. tlb

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