: Sie will nicht blühen
■ ...die Medienlandschaft um Berlin
Berlin (dpa/taz) – Ressortstreitigkeiten, Länderegoismen, mangelnder Wille zur Kooperation und fehlende Finanzen lassen immer mehr Zweifel aufkommen, ob die Pläne zur Ansiedlung von Medienunternehmen in der Region Berlin-Brandenburg jemals Wirklichkeit werden. Immer mehr Vorhaben scheitern oder werden vielleicht bald andernorts verwirklicht.
Jüngstes Beispiel ist das Angebot der NRW-Landesregierung, das Archiv-Projekt „Deutsche Mediathek“ im eigenen Land zu verwirklichen – und nicht wie bislang geplant in Berlin. Ähnlich die Situation bei den Filmstudios: Während die Zukunft in Babelsberg nur langsam Gestalt annimmt, gehen im niederrheinischen Wegberg-Wildenrath die Planungen voran.
Die Medienindustrie gilt als die Wachstumsbranche. Zur Jahrtausendwende wird sie die Rolle als „Konjunkturmotor“ von der Automobilindustrie übernommen haben. 45.000 Arbeitsplätze haben Medienunternehmen allein in Köln geschaffen. In Regionen, in denen man nach krisenfesten Industrien sucht, wird die Branche mit allen Mitteln umworben. Nicht so in Berlin und Brandenburg.
Trotz des vor einem Jahr abgeschlossenen Medienstaatsvertrags, der eine gemeinsame Standortpolitik vorsieht, sind sich Berlin und Brandenburg schon im Grundsätzlichen uneins: Während Experten vor einem Gegeneinander der Medienstandorte in Potsdam-Babelsberg und Berlin-Adlershof (Sitz des DDR-Fernsehens) warnten, steht die Berliner Verwaltung unter dem Verdacht, entgegen offizieller Verabredungen eigene Interessen zu verfolgen.
In den Filmstudios in Babelsberg geht mittlerweile der Frust um. Die von beiden Ländern zugesagte großzügige Filmförderung, die von den französischen Investoren vor allem als Beweis für die Unterstützung ihrer Milliarden- Vorhaben gewünscht wurde, läßt auf sich warten. Von den versprochenen 50 Millionen Mark Fördergeldern steht heute nur noch die Hälfte zur Debatte. Insider vermuten sogar, daß nicht mehr als sechs Millionen zu verteilen sind.
Die Beteiligung der Länder Berlin und Brandenburg sowie der Stadt Potsdam an der Babelsberger Betreibergesellschaft, der Euro Medien GmbH, ist bislang ausgeblieben. Die Förderung zukunftsweisender Technologien im TV-Bereich kommt ebenso wenig voran wie die Gründung eines gemeinsamen Gremiums zur Filmförderung.
Auch in den Verwaltungen sind kaum Bemühungen zu verspüren. Einzig in der Brandenburger Staatskanzlei ist eine „konzertierte Aktion“ geplant. Die soll im Sommer alle Beteiligten an einen Tisch bringen, um vielleicht doch noch zu einer bedarfsgerechten Standortpolitik zu gelangen. Vertreter Berlins wurden nicht eingeladen. Hannes Bahrmann
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