: Autofahren gegen den Sommersmog?
■ Verkehrsclub Deutschland fordert statt dessen gesetzliche Ozongrenzwerte und Fahrverbote in Hamburg
in Hamburg
„Um sich an einem sonnigen Tag vor übermäßiger Ozonbelastung zu schützen, sollten Sie den Automotor laufen lassen und sich neben den Auspuff stellen.“ Solche zynischen Empfehlungen geben die Behörden (noch) nicht — zumal Auspuffgase ja bekanntermaßen ziemlich ungesund sind. Dennoch ist was Wahres dran, denn unter der aggressiven Einwirkung bestimmter Autoabgase zersetzt sich das ätzende Gift. Hirnrissig ist allerdings die Idee, intensives Autofahren würde den Sommersmog verringern. Ein Blick auf die Luftmeßwerte der Umweltbehörde genügt: Die Ozon-Konzentrationen klettern trotz aller Bemühungen der Cabrio-Fahrer, die die Alster dieser Tage so emsig umkreisen. Und daran sind vor allem die Stickoxide und Kohlenwasserstoffe aus dem Auspuff schuld. Daraus braut sich bei intensiver Sonneneinstrahlung in komplizierten chemischen Reaktionen Ozon zusammen.
Ein bißchen verwirrend, daß in Schleswig-Holstein die Ozonwerte oftmals höher sind als im verkehrsreichen Hamburg, aber Luftschadstoffe machen eben an Stadtgrenzen nicht halt. Vom Winde verweht werden sie auch in vermeintliche Reinluftgebiete. In den Straßenschluchten der Stadt wird das Ozon nachts von Abgas-Stickoxiden „gefressen“ und in Sauerstoff verwandelt. Nicht so auf dem Lande, denn dort sind insgesamt weniger Abgase in der Luft. Und in der City sorgen die Blechkarawanen an jedem weiteren sonnigen Sommertag für Nachschub.
Auch das Ozonloch in 40 Kilometer Höhe stopft Autofahren nicht. Denn das Gas ist schwerer als Luft und sammelt sich daher in Bodennähe. Die Kiste stehen zu lassen ist und bleibt die einzig sinnvolle Maßnahme. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) sieht das auch so und startet dieser Tage eine bundesweite Sommersmog-Initiative mit der Frage: Autofahren statt Atmen? „Die Autofahrer sind Hauptverursacher und sollen das auch in den Ozonmeldungen zu hören bekommen“, sagt Stefan Lau vom Hamburger Landesverband des VCD. Der Verband hat alle Hamburger Rundfunksender aufgefordert, bei jeder Ozonwarnung den Verzicht aufs Auto und das Umsteigen auf umweltfreundliche Verkehrsmittel zu empfehlen. An Umweltsenator Vahrenholt geht die Forderung, in Hamburg einen gesetzlichen Grenzwert von höchstens 120 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft als Halbstundenwert festzulegen und in die Hamburger Smogverordnung aufzunehmen. Bei Sommersmog sollten Tempolimits und Fahrverbote erlassen und bei Überschreitung des Grenzwertes die Innenstadt für den Autoverkehr gesperrt werden.
„Wir sind nicht gegen Fahrverbote“, betont Umweltbehördensprecher Kai Fabig, aber das Problem ließe sich nicht auf Länderebene lösen. „Wir brauchen eine bundesweite Verordnung, die Ozonwerte regelt.“ Aber auch das sei nicht genug, denn es gehe darum, die Kraftfahrzeuge ernsthaft und für immer zurückzudrängen und nicht nur im Sommer den Verkehr zu stoppen. Vera Stadie
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