■ Bonn-apart: Strukturförderung
Der Countdown im Bonner Stadthaus läuft. Am 1. Juli soll endlich die „Strukturförderungsgesellschaft Bonn/Rhein- Sieg“ ihre Arbeit aufnehmen, angetreten, die Schmach des Berlin-Beschlusses vom 20. Juni 1991 vergessen zu machen und wirtschaftliche Qual zu lindern. Zugegeben, der bisherige Werdegang des Projekts war nicht immer frei von Problemen und Widrigkeiten. Ursprünglich sollte das Unternehmen unmittelbar nach dem unseligen Beschluß über den Regierungsumzug starten. Das zumindest verkündete CDU-Oberbürgermeister Hans Daniels in einer Sondersitzung des Stadtrats. Kein geringerer als Lothar Späth sollte als Geschäftsführer der Gesellschaft das Bundesdorf nach vorne bringen. Eine Stadt krempelte die Ärmel hoch, auch dann noch, als sich Lothar Späth für die Sanierung des Carl- Zeiss-Unternehmens entschied.
Für ebenbürtig erachteten dien Bonner nun den Kölner Wirtschaftsdezernenten Klaus- Otto Fruhner. In der Tat präsentierte der sich im ganz großen Stil: 17.500 Mark Monatsgehalt forderte er, 20 MitarbeiterInnen, und 13 Dienstwagen benötige er überdies. Als Fruhner dann seinen Vertrag nicht wie vorgesehen bis zum 1. Januar dieses Jahres unterschrieben hatte, rächte sich für die Bonner auch die versäumte Suche nach Personalalternativen. „Langstreckenläufer, ja keine Sprinter“, seien nun gefragt, gab OB Daniels als neue Losung aus.
Sicher kein Sprinter war der nächste Hoffnungsträger, ein gewisser Herr Kneer, beschäftigt als Bürgermeister in Husum. „Für ihn spricht“, lobten Bonns Köpfe den Neuen, „daß er über kommunalpolitische Erfahrung verfügt.“ Als sich Kneers Beschlagenheit in Gerüchten über bemerkenswerte Spesenabrechnungen äußerte, zog der Norddeutsche seine Bewerbung leider zurück und konzentrierte sich seither wieder auf seinen angestammten Arbeitsplatz an der Küste, wo es immerhin ein Amtsgericht, ein Marschenbauamt, die Forschungsstelle Westküste, ein Freilichtmuseum und den Damm zur Insel Nordstrand zu managen gilt.
Seit Ende März aber lacht wieder die Sonne in den Herzen der Rheinländer: Hans-Jürgen Arens wird voraussichtlich ab 1.Juli die Geschicke der Ex- Hauptstadt in die Hand nehmen. Derzeit wirkt Bonns Mann noch als Stadtwerkechef in Emmerich, der weltbekannten Metropole am Niederrhein. Eine Absage seinerseits lag bis zum gestrigen Redaktionsschluß nicht vor. Bernd Neubacher
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