: Prof's und Studis fordern Reformen
■ Hochschultagung zum Hauptstudium in Rissen / Sinn von Zwischenprüfungen angezweifelt
zum Hauptstudium in Rissen / Sinn von Zwischenprüfungen angezweifelt
Schnellere Prüfungen, mehr Praxis und „studierbare Fächer“, heißen die Forderungen einer Hochschultagung, die am Samstag in Rissen bei Hamburg zu Ende ging. Zwei Tage diskutierten über achtzig ProfessorInnen und StudentInnen der Hamburger Universität in Arbeitsgruppen und stemmten das „Hauptstudium auf den Prüfstand“.
Vor allem die Studierenden wollen endlich Ergebnisse sehen: „Die Tatsache, daß konkrete Vorschläge über einen Zeitraum hin und her geschoben werden können, der oftmals die Regelstudienzeit überschreitet bestätigt das Vorurteil der Reformunwilligkeit der Hochschulen“, klagte die AStA-Vorsitzende Ulrike Sander.
Eine stärkere individuelle Betreuung durch die ProfessorInnen wünschen sich die TagungsteilnehmerInnen für die Examensphase. Daß ProfessorInnen viele Prüfungen für überflüssig halten, während StudentInnen in ihnen „einen Ritus zum Abschluß eines Lebensabschnittes sehen“ – so Orientalistikprofessor Ekkehardt Wolff – sorgte für Überraschung auf der Tagung. Wolff: „Nur schriftliche Abschlußarbeiten sind wirklich wichtig.“ Die Ausarbeitung einer „Musterprüfung“ aber wurde in Rissen aus Zeitgründen vertagt.
Kritik daran äußerte Martha Meyer-Athoff, vom Interdisziplinären Zentrum für Hochschuldidaktik. „Ich wünsche mir konkretere Vorschläge, denn davon, daß wir hier so begeistert sind, passiert überhaupt nichts“, sagte die Professorin vor dem Hintergrund ihrer Erfahrung mit eigenen Vorschlägen zur Hochschulreform. Meyer Althoffs Arbeitsgruppe lotete die Möglichkeiten eines stärkeren Berufspraxisbezugs im Studium aus. Mehr Praxis – mehr Spaß, lautet das Fazit. Weil die Berufsbilder für die Unidisziplinen unterschiedlich sind, will die Hochschuldidaktikerin die Praxismöglichkeiten in sechs Workshops testen – finanziert aus einem mit einer Million Mark gefüllten Fond der Wissenschaftsbehörde mit dem Titel „Innovation der Lehre“.
Forderungen wurden auf der Rissener Hochschultagung nur sehr zaghaft gestellt. Die Aushöhlung der Universitäts-Qualifikationen durch berufsqualifizierende Kurzstudiengänge oder eine Aufteilung der Studierenden in Teilzeit- und VollzeitstudentInnen – gemessen an ihrer wöchentlichen Studienleistung – wurden abgelehnt.
Univizepräsidentin Barbara Vogel, die nach Rissen eingeladen hatte, gab sich am Ende der Tagung sehr zufrieden. Sie verwies darauf, daß der Vorläufer des Rissener Treffens, eine Hochschultagung zum Grundstudium im vergangenen Dezember, bereits erste Früchte getragen habe. Die dort ausgearbeiteten Vorschläge zu einer Zwischenprüfungsordnung für Magisterfächer wurden umgesetzt, in vielen Fachbereichen werden Studienreformdiskussionen geführt. Barbara Vogel fühlt sich bestätigt: „Die Reform der Lehre passiert in den Fachbereichen“. Florian Frank
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