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Gerdolf Schröping LaZeul gewählt

■ 25.500 SPD-Mitglieder wählten ihren neuen Vorsitzenden / Am Abend Wahlbeteilung zwischen 20 und 35 Prozent erreicht

Der ehemalige Landesvorsitzende machte keinen Hehl daraus, wen er zum zukünftigen Bundesvorsitzenden der SPD gekürt hätte. Er finde, so erklärte Walter Momper gestern morgen vor dem Lichtenberger Kreisverband, Lafontaine hätte es am besten gemacht. Die Lichtenberger Genossinnen und Genossen hatten den Ex-Bürgermeister zwar extra eingeladen, um aus seinem Munde eine Entscheidungshilfe für die erste Urabstimmung ihrer jungen Parteigeschichte zu erhalten, doch der Tip stand nun mal nicht zur Wahl. 60 der gut 300 Lichtenberger SPDler hatten sich trotz strömenden Regens im Kreisbüro eingefunden, um über den neuen Vorsitzenden ihrer Partei zu befinden. Diszipliniert hockten sie zwei Stunden im engen Saal und debattierten mit Momper die Vor- und Nachteile der drei Kandidaten. Die wenigsten dürften dabei zu neuen Erkenntnissen gekommen sein, doch waren alle von diesem ungewöhnlichen politischen Frühschoppen angetan. Sie beseelte das Gefühl, endlich einmal direkt in der großen Politik mitmischen zu können, und das wollten sie sich nicht nehmen lassen. Deshalb war die Frage nach der Verbindlichkeit des Abstimmungsergebnisses fast genauso bedeutsam wie die nach dem neuen Vorsitzenden. Sowohl Momper als auch der Kreisvorsitzende, Jugendsenator Thomas Krüger, plädierten dafür, dem Mehrheitsvotum der Mitglieder zu folgen, auch wenn das Ergebnis knapp ausfallen sollte. Als gegen Mittag gut ein Drittel der Lichtenberger SPDler ihre Stimme abgegeben hatten, war aus den Debattenbeiträgen nicht ersichtlich geworden, zu welchem Kandidaten die Anwesenden neigen. Das war nicht nur der programmatischen Nähe der drei Aspiranten geschuldet, sondern auch der Neigung der Ostgenossinnen und -genossen, Personalfragen mit äußerster Diskretion zu behandeln. Auch Momper verriet nicht, welchem der drei er seine Stimme geben wollte, doch nachdem er ein vehementes Plädoyer für die Einheit von Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur gehalten hatte, war eindeutig, wem seine Vorliebe galt.

Der amtierende Landesvorsitzende Ditmar Staffelt hat Gerhard Schröder gewählt, „weil ich ihm zutraue, Helmut Kohl zu schlagen“. Wie Momper plädierte auch Staffelt dafür, die Kanzlerkandidatur jetzt zu entscheiden, sonst seien auch die nächsten Monate geprägt von den entsprechenden Personalspekulationen, die SPD böte weiterhin ein Bild der Zerrissenheit. Daß Scharping in dieser entscheidenden Frage sich nicht klar erklärt habe, gereiche ihm zum politisch taktischen Nachteil. Gleichwohl wollte Staffelt gestern nachmittag keine Prognose über den Ausgang der Wahl wagen. Fast ebenso wichtig wie das Ergebnis war auch ihm die Beteiligung. Das Limit für den Erfolg setzte er bei 20 Prozent an, eine Wahlbeteiligung, die darüber liege, sei „riesig“. Als er das sagte, war diese Marge bereits in mehreren Bezirken überschritten. Der Weddinger Kreisvorsitzende Hans Nisblè konnte zur gleichen Zeit aus seinen zehn Abteilungen zwischen 8 und 30 Prozent vermelden. Für ihn hatte die Wahl einen angenehmen Nebeneffekt. Er könne an der Beteiligung erkennen, welche seiner Abteilungen nicht in Ordnung sei. Doch hing die Häufigkeit des Urnenganges in den über 90 Wahllokalen nicht nur von den Aktivisten ab, manchen schreckte auch das schlechte Wetter ab. So fanden sich bei einer Wahlparty im Weddinger Rathaus nur 200 der 1.600 Sozialdemokraten des Bezirks ein. Sie ließen sich von den bei der SPD wohl unvermeidlichen Schrummelbeat-Bands dazu verleiten, bis zu den periodisch inszenierten Talk-Runden auszuharren. Dabei konnten sie von Staffelt erfahren, daß der sich vor der Wahl 1995 gleichfalls einer Urabstimmung stellen will. Dieter Rulff

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