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Proteste gegen Olympiabauten angekündigt

■ Morgen erster Spatenstich für Olympiaschwimmhalle / Keine Bürgerbeteiligung

Ihren Protest gegen den vorzeitigen Baubeginn zweier Olympiabauten in Prenzlauer Berg haben gestern Vertreter der Berliner Anti-Olympia-Koordination angekündigt. Anstatt wie geplant am 1.Juli soll nun bereits morgen der Grundstein für die unterirdische High-Tech-Schwimmhalle auf dem Gelände der ehemaligen Werner-Seelenbinder-Halle gelegt werden. Am 23. September soll dann der erste Spatenstich für die Box- und Mehrzweckhalle am Falkplatz erfolgen. Die insgesamt drei Prenzlberger Sportstätten, die noch vor der Olympiaentscheidung am 23. September in Angriff genommen werden, kosten den Steuerzahler 750.000 Mark.

Von Olympiagegnern und Betroffenenvertretern wurde gestern auf einer Pressekonferenz insbesondere die Mißachtung der Bürgerbeteiligung durch den Senat kritisiert. So habe die Bauverwaltung ein Bebauungsplanverfahren für die geplanten Sportstätten nicht für nötig gehalten, obwohl die Nutzung der Großsportstätten weitreichende Auswirkungen auf die angrenzenden Wohngebiete habe. Ebenfalls übergangen wurde ein „Bürgerbegehren Olympiabauten“: Noch bevor die Unterschriften gegen einen vorgezogenen Baubeginn gesammelt werden konnten, wies der Senat den Bezirk an, die Baugenehmigung zu erteilen, für die Grüne Judith Demba „ein Präzedenzfall für die künftige Stadterneuerung“.

Aber nicht nur auf die Bürgerbeteiligung, sondern auch auf die Festlegung von Sanierungsgebieten, so die Befürchtung, habe Olympia negative Auswirkungen. Gegenüber der taz bestätigte der Referatsleiter Stadterneuerung beim Bausenat, Geffers, daß es „keine Sicherheit“ gebe, daß der Falkplatz, zu dem das Gelände der umstrittenen Boxhalle gehört, zum Sanierungsgebiet festgelegt werde. Statt dessen, so Geffers, prüfe man, ob als Alternative nicht eine Erhaltungssatzung möglich sei. „Eine geordnete Stadtentwicklung und die Olympiaplanung vertragen sich offenbar nicht“, sagte dazu ein Betroffenenvertreter.

Daß der vorgezogene Baubeginn mit der Jubiläumssitzung des IOC in Lausanne zusammenhänge, vermutete der PDS-Abgeordnete Harald Wolf. Der Senat müsse Ergebnisse vorweisen. Die Olympiagegner würden aber, so Wolf, einmal mehr demonstrieren, daß „nicht alles auf eitel Freude stößt“. Mit einer Kundgebung nebst Kinderfest und anschließendem Rockkonzert soll bereits heute ab 16 Uhr an der Seelenbinderhalle gegen den morgigen Spatenstich demonstriert werden. Zum morgigen Baubeginn um 10 Uhr soll dann „mit weiteren Begleitmaßnahmen der Begeisterung über die Olympiade Ausdruck verliehen werden“.

Auf jeden Fall still stehen die Bagger am ehemaligen Stadion der Weltjugend. „Bis Juni wollte der Senat den Vertrag mit dem Investor für die Olympiahalle an der Chausseestraße der Öffentlichkeit präsentieren“, sagte Harald Wolf gestern. Aber offenbar wolle der Senat im Gegensatz zu den Sportstätten im Prenzlauer Berg ein solches finanzielles Risiko vor der Olympiaentscheidung im September nicht eingehen. Uwe Rada

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