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Iren wollen britische WAA verhindern

■ PARCOM-Regierungskonferenz berät über Resolution / Greenpeace: Zehnfache Radioaktivität durch neue Anlage

Berlin (taz) – Dänemark und Irland versuchen auf der gestern eröffneten PARCOM-Regierungskonferenz zur ökologischen Sanierung des Nordostatlantiks die gigantische neue atomare Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) in Sellafield zu stoppen. Die beiden Länder haben der in Berlin tagenden Paris-Commission (PARCOM), der fast alle EG- Staaten und die nordischen Länder angehören, entsprechende Resolutionen vorgelegt. Der Grund: Die fünf Milliarden Mark teure Anlage mit Namen Thorp würde die Bevölkerung Europas über Wasser und Luft zehnmal stärker mit Radioaktivität belasten als die jetzt in Sellafield laufenden Atomanlagen. Iren und Dänen fürchten um ihr Leben und ihre Fischereiindustrie, falls Thorp in Betrieb geht.

Auch Greenpeace demonstrierte in Berlin für den Stopp der Atomanlage. Die Umweltorganisation hat ausgerechnet, daß in Sellafield dann künftig 27,5 Millionen Curie (ein Curie entspricht 37 Mrd. Bequerell) Radioaktivität pro Jahr in die Umwelt abgeben würden. In Tschernobyl sind offiziell 50 Millionen Curie freigesetzt worden.

Simon Boxer von Greenpeace Britain schätzt die Chancen auf 50 zu 50, daß sich die Kommission gegen die WAA ausspricht. Für die Resolution werden nach Greenpeace-Einschätzung neben Irland und Dänemark in jedem Falle Norwegen und Island stimmen, dagegen seien neben den Briten auch die Franzosen. Rechtlich bindende Entscheidungen brauchen eine Dreiviertelmehrheit.

Die irische Delegation gab sich gestern optimistisch. „Wir werden alles versuchen“, sagte John Cunnigham von der irischen Delegation der taz. Unklar ist das Abstimmungsverhalten bei den Ländern Portugal und Spanien, Schweden, Belgien und den Niederlande.

Eine besonders heikle Rolle hat die deutsche Delegation. Die BeamtInnen des Umweltministeriums sitzen zwischen allen Stühlen, solange nicht geklärt ist, ob die Bundesrepublik weiter auf die Wiederaufarbeitung von Atommüll setzt oder zur direkten Endlagerung umschwenkt. Kritiker der Wiederaufarbeitung argumentieren seit Jahren, daß diese zu teuer sei und wegen der radioaktiven Freisetzungen „keine schadlose Entsorgung“ darstelle, die aber nach Artikel 9 des Atomgesetzes vorgeschrieben ist. Dennoch soll auch aus deutschen AKW Atommüll in Sellafield wiederaufgearbeitet werden. Das AKW Unterweser der Veba-Tochter PreußenElektra hat laut Greenpeace 100 Tonnen abgebrannter Brennstäbe zur Wiederaufarbeitung dorthin geschickt.

Auftrag der PARCOM ist es seit 20 Jahren, die Einhaltung der Pariser Konvention zum Schutz des Nordostatlantiks vor Umweltverschmutzung vom Lande und der Osloer Konvention zum Schutz des Nordostatlantik vor Seeverklappung zu überwachen. Die Konventionen schreiben explizit „alle notwendigen Schritte“ vor, um solche Verschmutzungen zu verhindern. Hermann-Josef Tenhagen

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