piwik no script img

Sechs Tote bei Brand

■ Feuer in Obdachlosenheim in Siegburg / Kein politischer Hintergrund

Siegburg (AFP/dpa) – Bei einem Brand in einem Obdachlosenheim in Siegburg (Nordrhein- Westfalen) sind in der Nacht zum Dienstag nach Behördenangaben sechs Menschen im Alter zwischen zehn und 55 Jahren getötet worden. Sieben weitere Heimbewohner erlitten Brand- oder Rauchverletzungen. Ein zwölfjähriges Kind wurde am gestrigen Nachmittag noch vermißt.

Die Brandursache sei noch nicht endgültig geklärt, sagte Polizeieinsatzleiter Gert Steffen am Dienstag nachmittag vor Journalisten. Es sei möglich, daß es sich um fahrlässige oder vorsätzliche Brandstiftung handle oder auch um einen technischen Defekt.

Allerdings steht ein 53jähriger Mann, der in dem Gebäude übernachtet hatte, unter Verdacht, den Brand gelegt zu haben. Er wurde festgenommen. Es hieß, er sei in dem Stockwerk, in dem der Brand ausgebrochen war, untergebracht gewesen und habe selbst zu den Verletzten gezählt.

Nach Angaben des nordrhein- westfälischen Innenministers Herbert Schnoor (SPD) gibt es für die Tat „keinen fremdenfeindlichen Hintergrund“. Ein auf die Haustür gemaltes Hakenkreuz bezeichnete Steffen als „Altlast aus dem vergangenen Jahr“, das nichts mit dem Brand zu tun habe. Den Angaben zufolge brach das Feuer gegen 4.00 Uhr morgens in der obersten Etage des dreigeschossigen Gebäudes ausgebrochen, in dem insgesamt 49 Obdachlose – darunter auch zahlreiche Ausländer – lebten. Ein Mann habe beim Aufprall auf die Erde tödliche Verletzungen erlitten, als er sich durch einen Sprung aus dem Fenster vor den Flammen retten wollte. Die übrigen Opfer seien in den Flammen umgekommen. Die Feuerwehr habe drei Bewohner mit Leitern und zwei weitere Personen mit einem Sprungtuch in Sicherheit bringen können.

In unmittelbarer Nähe der Obdachlosenunterkunft befindet sich ein Asylbewerberheim, das jedoch von den Flammen nicht erfaßt worden sei. In dem Obdachlosenheim waren nach Polizeiangaben mehrere Ausländer untergebracht, darunter auch eine siebenköpfige türkische Familie.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen