■ Kommentar: Kudellas Sieg ist auch sein Alptraum
Nicht nur in den Ampelfraktionen gab es gestern lange Gesichter. Auch so mancher Journalisten-Kollege mußte seine schön getextete Schlagzeile nach dem Motto: „Kudella rettet die Ampel“ so unauffällig und schnell wie möglich in den Papierkorb werfen. Und nicht zuletzt dem CDU-Fraktionschef selber muß es nach seinem Überraschungserfolg mit dem Mißtrauensvotum gegen Ralf Fücks unheimlich geworden sein. Denn selbst die große Koalition, die Kudella sich so sehnlichst wünscht, scheint mit dieser SPD-Fraktion kaum möglich. Wer kann schließlich garantieren, daß sich statt der gestrigen zwölf klammheimlichen Ampel-Saboteure beim nächsten Mal in der SPD-Fraktion nicht 24 Kudella-Feinde finden, die dessen Traum von einem Posten im Senat trotz großer Koalition eiskalt beenden.
So wird sich am Dilemma der Bremer Politik bis zur nächsten Wahl wohl nichts mehr ändern: Die SPD ist nicht mehr regierungsfähig, ohne die SPD ist keine Regierung möglich, aber eine Selbstauflösung der Bürgerschaft ist unmöglich. Das heißt? — Bremen ist so gut wie unregierbar; die Politik macht ein langes Gesicht. Dirk Asendorpf
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