piwik no script img

Kambodscha verhandelt

■ Sihanouk will Koalitionsregierung

Phnom Penh (AFP) — Kambodschas Prinz Norodom Sihanouk, hat gestern neue Vorschläge für eine mögliche Übergangsregierung gemacht. Der 70jährige war am Montag zum Staatschef mit Sondervollmachten gewählt worden. Die Verfassungsgebende Versammlung hatte ihm darüberhinaus die Genugtuung verschafft, den 1970 mit US-Hilfe gegen ihn durchgeführten Putsch zu „annullieren“ – er sei auch seitdem rechtmäßiger Staatschef gewesen. Die Delegierten aller vier in der Versammlung vertretenen Parteien hatten diesem Schritt zugestimmt – ein Hinweis darauf, daß nicht nur die stärkste FUNCINPEC-Partei unter Führung des Sihanouk-Sohnes Ranariddh, sondern vor allem auch die bisher regierende Volkspartei sich der Gunst des Prinzen versichern will.

Sihanouk erklärte nun, er sei bereit, als Staatsoberhaupt einmal pro Woche dem Ministerrat einer zukünfigen Koalitionsregierung aller Parteien vorzusitzen – ohne aber irgendeine Verantwortung bei der Ausübung der Regierungsgeschäfte zu übernehmen. Seine beschränkte politische Rolle begründete der Siebzigjährige mit seinem Herzleiden, wegen dem er sich im Juli wieder in Peking behandeln läßt.

Prinz Ranariddh und der bisherige Premier Hun Sen wollten gestern zu Verhandlungen über die strittige Verteilung der Regierungskompetenzen zwischen ihren rivalisierenden Parteien zusammentreffen. Die FUNCINPEC hatte die von der UNO beaufsichtigten Wahlen zur verfassunggebenden Versammlung vom vergangenen Monat gewonnen, ohne aber eine Mehrheitsregierung bilden zu können. In der geplanten Koalition verlangt sie die wichtigsten Posten, doch hat Prinz Ranariddh inzwischen auf die Forderung verzichtet, Hun Sen von der Regierung auszuschließen. Diese wiederum scheint die Wahlen nicht mehr anzufechten, nachdem die führenden Kräfte des kurzen Sezessionsversuchs einiger Provinzen nach Vietnam geflohen sind.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen