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Treffpunkt: Leinwand

■ B-Movie macht Kino bei den Flüchtlingsschiffen

Sommer, Sonne, Kinozeit? Ein Trend zeichnet sich in Hamburgs Grünanlagen ab. Stöhnten früher die Besitzer der Filmpaläste in lauen Sommernächten über mangelnden Zulauf, gilt jetzt die Devise: Kommt das Publikum nicht zu uns, gehen wir zum Publikum. So drängeln sich demnächst Tausende auf dem Rathausmarkt, um jene Filme zu bestaunen, die es kurz zuvor mit viel Beinfreiheit in jedem x-beliebigen Kino zu sehen gab. Dazu gibt's teure Würste und teures Bier.

Auf grünem Rasen und ohne Kommerz startet das B-Movie im Donnerspark bei den Neumühlener Flüchtlingsschiffen am kommenden Samstag sein Sommerkino. Den Kinomacher und -macherinnen geht's um den Spaß am Freilichtkino und um etwas mehr. Vor der Leinwand können sich Einheimische und Flüchtlinge treffen, die Menschen aus den Wohnschiffen entkommen kurzfristig aus der verordneten Isolation am Elbufer. Am Schnittpunkt der schicken Flaniermeile Elbstrand und dem sozialen Brennpunkt Container-Schiff könnte das Medium Film zum verbindenden Moment werden. Probleme können dabei nicht gelöst, aber doch etwas entkrampft werden. Unterstützt wird die Freiluftkino-Initiative daher auch vom Trägerverein der Flüchtlingsschiffe „Pflegen und Wohnen“ und der Kulturbehörde.

Um das Problem der Sprache zu umschiffen — es werden Zuschauer aus über 15 Nationen erwartet —, werden überwiegend Stummfilme gezeigt. Am 3. Juli beginnt das Programm mit dem modernen Stummfilm-Märchen Sidewalk Stories (1989) von Charles Lane. Es folgen Klassiker von Walt Disney (Das Dschungelbuch), Jacques Tati (Die Ferien des Moniseur Hulot), Chaplin im Doppelprogramm mit The Kid und The Tramp, aber auch Das Beste vom No Budget Festival. Um die empfindlichen Projektoren zu schützen, werden alle Filme aus einem eigens dafür umgebauten Bauwagen projiziert. Die transportable Leinwand wird nach jeder Vorstellung auf den Trecker geladen und wieder mitgenommen.

Im August zieht das B-Movie mit seinem Freiluft-Spektakel in den August-Lütgens-Park. Bereits im letzten Jahr sammelte sich hier unter den Bäumen hinterm Haus 3 ein Stammpublikum. Für die Daheimgeblieben gibt's jeden Samstag abend Filmkomödien der tiefsinnigen Art von Wolfgang Neuss bis zum Willi-Busch-Report. Würstchen und Brot muß sich allerdings jeder selbst mitbringen. Im Gegensatz zum Rathausmarkt ist bei diesen Filmnächten eines garantiert: Beinfreiheit.

rk

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