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Neuer Millionentunnel fürs Regierungsviertel

■ Straßenbahntrasse für 200 Millionen Mark unter Leipziger und Potsdamer Platz geplant / Wünsche der Bauministerin

Gestern nachmittag reiste der Chef der Senatskanzlei Volker Kähne (CDU) nach Bonn, um mit dem Staatssekretär des Bundesbauministeriums Gerhard von Loewenich über den Verlauf des Ost-West-Verkehrs im künftigen Regierungsviertel zu verhandeln. Im Gepäck hatte er einen Vorschlag, mit dem der Senat Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) von ihrer Idee abbringen will, das Brandenburger Tor zu untertunneln. Statt dessen soll ein Tunnel unter dem Leipziger und dem Potsdamer Platz verlegt werden, um dadurch die Straßenbahn in Ost-West-Richtung zu führen.

Der Tunnel würde die Leipziger Straße entlangführen und in Höhe Charlottenstraße im Erdboden versinken, um auf der Potsdamer Straße zwischen Philharmonie und Staatsbibliothek wieder ans Tageslicht zu kommen. Die Kosten des Projekts werden auf 200 Millionen Mark veranschlagt. Da der Bund für diese Trassenführung nicht zuständig ist, müßte der Tunnel vom Land bezahlt werden.

Mit der Versenkung der Straßenbahn unter die Erde wird auf der Leipziger Straße Platz für zwei Fahrspuren und eine Standspur pro Fahrtrichtung geschaffen. Nach dem bislang zwischen SPD und CDU ausgehandelten Kompromiß hatte die Straßenbahn sechs Meter der 22,5 Meter Straßenbreite eingenommen, links und rechts von ihr blieb lediglich Raum für je zwei Fahrspuren. Sollte der Tunnelplan realisiert werden, müßte für die in der Friedrichstraße geplante Straßenbahn ein neuer Verlauf gefunden werden, denn diese sollte eigentlich in die Leipziger Straße münden.

Mit der Verkehrsänderung in der westlichen Leipziger Straße kommt der Senat einem wesentlichen Wunsch von Schwaetzer nach, die diese Trasse nutzen will, um das Regierungsviertel vom Durchgangsverkehr freizuhalten. Diesem Zweck dient auch eine zweite Route, für die man sich im Senat ausspricht. Zur nördlichen Umgehung von Kanzleramt und Bundestag soll eine nördliche Uferstraße entlang dem Spreebogen gebaut werden. So würde eine Verbindung zwischen Friedrich- List-Ufer und Reinhardtstraße hergestellt. Über den Humboldhafen müßte zu diesem Zweck eine neue Brücke gebaut werden.

Diese Varianten wurden am Dienstag abend im Koalitionsausschuß erörtert. Wie der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) und der SPD- Vorsitzende Ditmar Staffelt danach feststellten, sei zwischen beiden Parteien Übereinstimmung erzielt worden. Kähne sollte bei Loewenich ausloten, ob Schwaetzer trotz dieser Angebote auf eine enge Umfahrung oder Untertunnelung des Brandenburger Tores und einer Verlängerung der Französischen Straße beharrt oder ob sie unter diesen neuen Gesichtspunkten der gegebenen Verkehrsführung zustimmt. Sollte das Angebot für den Durchgangsverkehr nicht ausreichen, wird eine Verlängerung der Französischen Straße durch die Ministergärten erwogen. Dieter Rulff

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