Konföderation nach Schweizer Modell

■ Bosnischer Gegenvorschlag zu Teilungsplänen

Genf (taz) – Das bosnische Präsidium hat am Dienstag abend drei seiner Mitglieder mit der Ausarbeitung eines Gegenvorschlages zu den serbisch-kroatischen Dreiteilungsplänen beauftragt. Das gesamte zehnköpfige Präsidium will spätestens am nächsten Mittwoch an einem noch festzulegenden Ort in Bosnien über diesen Vorschlag entscheiden, bevor es sich dann an direkten Verhandlungen mit Serben und Kroaten in Genf beteiligt. Während sich in Bosnien die Allianz der serbischen und kroatischen Truppen festigte, kam es in Kroatien – wo UNO-Vermittler Stoltenberg und Präsident Tudjman zunächst ohne Ergebnis über eine Verlängerung des letzte Nacht ausgelaufenen Mandats für die UNPROFOR-Truppen verhandelten – zu verschärften Gefechten zwischen Serben und Kroaten.

Dem dreiköpfigen Ausschuß des bosnischen Präsidiums gehören der muslimische Vizepräsident Ejup Ganić, Parlamentspräsident Miro Lazović, ein Serbe, sowie der Kroate Miro Lasic an. Zu der Sitzung des Präsidiums in der nächsten Woche sollen auch die Unterhändler von EG und UNO, David Owen und Thorvald Stoltenberg eingeladen werden. Vor Beginn der Präsidiumssitzung in Sarajevo hatte Präsident Alija Izetbegović noch einmal seine Ablehnung der serbisch-kroatischen Dreiteilungspläne bekräftigt, eine bosnische Konföderation allerdings nicht mehr ausgeschlossen. Er könne sich eine „Konföderation nach dem Schweizer Modell“ vorstellen. In der Schweiz haben die 26 Kantone zwar sehr weitgehende Kompetenzen, dürfen jedoch keine Verträge mit anderen Staaten abschließen. Genau diese, auf einen späteren Anschluß an die Vaterländer Serbien und Kroatien zielende Möglichkeit haben die bosnischen Serben und Kroaten in ihren neun Verfassungsprinzipien für eine aus drei ethnischen Republiken bestehende Konföderation jedoch ausdrücklich vorgesehen.

Nach Informationen der taz aus Kreisen der Muslime ist die zweite Bedingung Izetbegovićs für eine Annahme des Konföderationsmodells, daß die künftigen Republiken keine „ethnisch reine“ Bevölkerung haben, sondern weiterhin multiethnisch bewohnt werden. Die vom bosnischen Serbenführer Radovan Karadžić letzte Woche vorgeschlagene Umsiedlung von rund 200.000 Muslimen aus den ostbosnischen Enklaven Goražde, Srebrenica und Zepa sowie aus Banja Luka nach Sarajevo und Bihać ist für die drei Muslime unter keinen Umständen akzeptabel. Andreas Zumach