piwik no script img

Interkulturelle Schnittflächen Sommertheater

■ Internationales Sommertheater: Vom 15. Juli bis zum 7. August auf Kampnagel

Theater an den Schnittflächen von Kulturen - so lautet der programmatische Titel für das zehnte Internationale Sommertheaterfestival Hamburg auf Kampnagel. Vom 15. Juli bis zum 7. August werden 22 Compagnien aus mehr als 18 Ländern Stellung beziehen zum Thema Interkulturalität, das für viele der eingeladenen Künstler eine besondere Bedeutung in der eigenen Biographie einnimmt. Emigration, Entfremdung, das Aufwachsen in mehreren Kulturen oder in einem ehemaligen Kolonialgebiet - eine Möglichkeit der Auseinandersetzung mit einer derartigen Lebenssituation ist die kreative Verarbeitung. In den Standortbestimmungen über den eigenen kulturellen Hintergrund geht es laut Gabriele Naumann, zusammen mit Dieter Jaenicke Organisatorin des Festivals, schwerpunktmäßig um Israel. Das Theaterzentrum Akko, der Schauspieler Albert Greenberg und die Performancekünslerin Rachel Rosenthal komplettieren das Bild. Auflösung der Grenzen und Krieg in Osteuropa, Nationalismus und Regionalismus sind weitere Schwerpunktthemen (hier ist insbesondere das Projekt Sarajewo von Künstlerinnen und Künstlern aus dem ehemaligen Jugoslawien hervorzuheben).

Das Budget des Sommertheaters, eine der größten Bühnenveranstaltungen in Deutschland, beträgt 2.6 Millionen Mark, die zu einem Teil von Sponsoren gedeckt werden.

Zu den Highlights dieses Jahres gehören Reza Abdoh & Company Dar A Luz (USA/ Iran) die mit The Law of Remains eine „theatralische Höllenfahrt in das Unterbewußtsein der amerikanischen Gegenwartskultur“ unternehmen. Ein Stück über einen kannibalistischen Massenmörder, in dem es um Gewalt, Sex und Tod geht.

Spektakulär sicherlich auch die Aktion des israelischen Theaterzentrum Akko Arbeit macht frei. An mehreren Orten, die aus dramaturgischen Gründen vorher nicht preisgegeben werden, beschäftigt sich die zweite israelische Generation nach dem Holocaust mit dem andauernden Einfluß des Völkermordes.

Der Gewinner des Mobil-Pegasus-Preises des Sommertheaters von 1992, Athanor Danza, zeigt dieses Jahr eine Produktion über die Weltder Autisten. Guillermo Gomez-Pena & Coco Fusco aus Mexico/USA befinden sich mit The New World (B)Order in der in Deutschland lange zurückliegenden Agitprop-Tradition. Tanztheater wird geboten von Annette Leday/ Keli Company (zeitgenössischer indischer Tanz), David Rousseve & Reality aus den USA und GermaineAcogny & Arona N'Diaye aus Senegal/Frankreich. Ebenfalls dabei sind The Handspring Puppet Company aus Südafrika, Keith Khan & Tet Company aus Südafrika, Keith Khan & The Moti Roti Company aus Großbritannien/ Indien und Bills Producoes Artisticas aus Brasilien. Eva-Maria Martins Stück Wildpark ist passionierten Kampnagelgängern bereits bekannt. Birgit Maaß

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen