■ Kommentar: Reif fürs Rad
Wer spät kommt, den bestraft das Leben? Denkste! Umgekehrt ist auch was wert. Hamburg könnte jetzt die Gnade seiner späten verkehrspolitischen Geburt hemmungslos ausnutzen und die heute so reifen Früchte der neuesten Erkenntnisse aus Wissenschaft, Planung und Stadtverkehrspraxis ernten.
Das am runden Tisch des Fahrradbeirats erarbeitete neue Konzept zur Radverkehrsplanung ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung: Fahrradstreifen und Fahrradstraßen statt Fahrradwege, praxisorientierte Detaillösungen für Kreuzungen und Abbiegespuren – Hamburg könnte ein ganzes Zeitalter von Radverkehrspolitik überspringen.
Betonspezialist Eugen Wagner hat auf seine alten Senatorentage wieder einmal eine Kurve gekriegt: Sein Mut, ein Dialoggremium zu installieren und sich dann noch voll hinter dessen Inhalt zu stellen, verdient Respekt. Die Nagelprobe kommt freilich erst jetzt: Senat, Bezirke, Innen- und Finanzbehörde sowie die Planer des HVV müssen noch zustimmen und anschließend aus Papier Verkehrswirklichkeit machen.
Fahrradstreifen statt Parkplätze, Fahrradraum statt Autoraum, gemeinsame Nutzung von Busspuren – die knallharten Konflikte kommen erst. Wie wäre es, wenn der Fahrradbeirat das Recht und den Auftrag erhielte, die Umsetzung seiner Richtlinien anzustoßen und exemplarisch zu kontrollieren?!
Ein Projekt ohne Risiko: In der Stadt der Zukunft wird das Fahrrad die Hauptlast des Straßenverkehrs tragen – weit vor ÖPNV und jeder Art Automobil. Wer da ganz früh kommt – den belohnt das Leben.
Florian Marten
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