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5-Appeal-Revue

■ Können Frauen denken?

Das „Studio“ der Renaissance- Bühne wurde vor einiger Zeit abgewickelt – nun sind die Früchte dieses Kahlschlags zu ernten. Schöne Früchtchen. Fünf Mädels, Damen, Ladys, Weiber, haben sich auf die eigenen Beine gestellt und zählen nun auf sich selbst, auf „5-Appeal“. Es geht um Sex, manchmal um (fehlenden) Appeal, nochmals um Sex, um Familienleid, Karrierewunsch und – Geschlechterkrampf. In der Hauptsache jedoch geht es um den Mann, dem Frau ja nicht genug danken kann. Frivol stehen sie auf der Bühne, kokettieren mit heißen Strümpfen, scharfen Miedern; sie lassen ihren Geist blitzen – denn vor dem Sexualverbrauch ist dem Mann generell und immer zu danken. Mindestens aber nach jeder dritten Nummer: Ihr Männer seid stets so sachlich, über Kritik erhaben, nie unpäßlich und und und. Vor allem etwas langsam – als auf der Bühne zur nächsten Runde „Männerlob“ gerufen wird, ist unter den Männern im Publikum immer noch ein wohliges „Aahh“ zu vernehmen... Eine dritte und vierte, ja sogar fünfte Runde folgt, mit den besonders lobenswerten „Eigenschaften“, die Männer haben (sollten): die American Express Card, Master- und Visa-Card sowie Traveller-Cheques. In einer endlosen Dankeslitanei werden die Herren der Geschichte klein gemacht, stakkatoartig reihen sich Honni, Mompi, Gorbi und auch Willy aneinander. Die Bären der Geschichte werden zu Teddybären.

Wahrlich, die Gruppe arbeitet hemmungslos mit Brüchen. Ironie wird zu Komik, über das Komische machen die Damen sich ganz undamenhaft lustig. Sie spielen gekonnt und stimmgewaltig mit Frauenklischees, mal ironisch, mal selbstkritisch – und drehen hinterher allen eine lange Nase – mit (leicht reißerischen) Pointen. Mit dabei fünf „Steoreotypen“: die Grande Dame (Maria Gräfe), die derbe Berlinerin (Hildegard Schroedter), die Emanze (Bettina Koch), der Vamp (Doris Prilop) und das liebe, kleine nette Mäuschen, das soo gerne mal Sex-Appeal hätte (Monika Stenzel). Bei ihnen werden rote Pumps zu roten Socken, die „typisch“ weibischen Konkurrenz-Eifersüchteleien toben sie auf der Bühne aus, und sie geben – so ganz von Frau zu Frau – gute Ratschläge. Merke: Richtige Frauen lachen nicht beim Vögeln. Es klingt aber ganz so, als wollten sie fragen: „Ja, was dann?“ Petra Brändle

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