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Unterbelichtet

■ betr.: "Lust oder Langeweile", taz vom 30.6.93

betr.: „Lust oder Langeweile“, taz vom 30.6.93

Ihr Blatt ist dann bewußt einseitig, wenn es um die Pflege von Randgruppen geht; es vertritt die Armen gegen die Reichen, die Fahrradfahrer gegen die Autofahrer und im Zweifel bestimmt auch das Tischtennis gegen die Übermacht des großen weißen Bruders.

So handelt Ihr heutiger Press- Schlag von einem Großereignis in der grünen Hölle von Wimbledon. Und auch hier wiederholt sich das Muster vom „guten“ Kleinen im Ringen mit dem nunmehr allerdings „vergreisten“ Großen, welchen man durch Traumata unterhöhlt glaubt. Kritisierenswert ist nur, daß im Zuge der Thesen-Exekution vom durch Stich düpierten Boris Becker ersterer unterbelichtet bleibt, so daß der Leser den Eindruck gewinnen muß, bei ihm handele es sich um einen Ehrenmann auf dem Court. Das Gegenteil ist der Fall. Hämisch im Sieg, selbstgerecht in der Niederlage, immerfort beleidigt und zuspätgekommen: Damit ist Michael Stich zum zeitgerechten Modell des „häßlichen Deutschen“ avanciert – und das nicht erst seit seinem braunen Erguß in einem Sex-Magazin. Lassen Sie mich anfügen, daß ich als gebürtiger Nordbadener in dieser Sache besonders belangt und gefordert bin. Thomas Platt, Berlin

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