: Wishful Thinking
■ betr.: "Wie gehabt - Blinde-Kuh-Spiel", taz vom 25.6.93
betr.: „Wie gehabt – Blinde- Kuh-Spiel“, taz vom 25.6.93
Mir ist völlig schleierhaft, wie Herr Geis dazu kommt, die schleichende Nachgiebigkeit der SPD in Fragen von Out-of-area-Einsätzen der Bundeswehr als Fundamentalismus zu bezeichnen und vermittels Gegenüberstellung der Maximalforderung der Regierung einen interventionspolitischen Konsenz zwischen beiden per se herbeizuwünschen (womit beide endlich den Termin für den Vereinigungsparteitag festlegen könnten).
Laßt uns statt dessen – mir ist klar, die Chance ist gering – die schleichende Nachgiebigkeit der SPD (mit Betonung auf schleichend) beschwören. Sie vermag es allein noch zu verhindern, daß der Status der BRD als Interventionsmacht von Kanzlers Gnaden kurzfristig und unwiderruflich zementiert wird, einen Status, den die BRD zumindest indirekt – als Rüstungsexporteur – seit geraumer Zeit ausfüllt.
Was bleibt ist die Hoffnung auf einen Meinungsumschwung, wenn (und hier weise ich jede Unterstellung von Zynismus von mir) die ersten Zinksärge aus Somalia, oder wo auch immer Kohl als nächstes Kolonialtruppen zu stationieren gedenkt, zurückkehren. Groß ist sie nicht, diese Hoffnung, wishful thinking eben. U. Müller, Berlin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen