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Das „Vermächtnis“ der 68er- Studentenrevolte

[...] Die Frage der Bedeutung für heute drängt sich vor allem deshalb auf, weil die auslösenden Konfliktpotentiale dieser Studentenrevolte heute noch weitestgehend unbeantwortet geblieben sind. Zwar haben viele Ideen der damaligen Bewegung die Gesellschaft durchdrungen – so hat sie erst eine wirkliche Demokratisierung und Entnazifizierung vorangebracht –, jedoch ist die Auflehnung gegen die übersatte Konsum- und Leistungsgesellschaft auf der ganzen Linie gescheitert.

Viele der damaligen Akteure scheiterten an der Unrealisierbarkeit der als Alternative sich anbietenden marxistischen Dogmatik. Die Mehrheit ergab sich nach dem Studium bedingt durch das Fehlen einer zukunftweisenden Alternative mit einer noch gesteigerten Gier der Konsumsteigerungsgesellschaft.

Äquivalent geht der Schnitt durch die heutige Studentenschar. Eine Mehrheit gibt sich voll der eigenen Karriere und dem Konsum hin. Eine große Minderheit dagegen sucht noch immer zwischen den Blöcken von gestern und den Ideologien von vorgestern nach dem Tor zum Dritten Weg. Da sich die alten Alternativstellungen überlebt haben, aber noch keine anderen Alternativen sichtbar sind, droht derzeit ein Steckenbleiben in kurzsichtiger Problemkosmetik, zum Beispiel beim derzeitigen Asylkompromiß. Man ist versucht, eine neue geschlossene Ideologie, einen grünen Marx sozusagen, zu fordern. Denen, die dieser Dogmatik Hoffnung entgegenbringen, zur Hilfe sowie zur Beschleunigung der gesellschaftlichen Dynamik. Dann besteht auch wieder Hoffnung auf eine durchgreifende Studentenrevolte nach dem Muster der 68er. Martin Boller, Berlin

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