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Wütender Tanzbär

■ Bestechungsskandal bei Olympique Marseille – Tapie wittert Verschwörung

Berlin (taz) – Von Wahn und Verschwörung sieht sich Bernard Tapie umzingelt. Nachdem seine Spieler, darunter auch Rudi Völler, verhört wurden und vier von ihnen sowie ein Buchhalter sogar mehrere Stunden in Polizeigewahrsam verbringen mußten, ging der Präsident des der Korruption bezichtigten Fußballclubs Olympique Marseille in die Offensive. Die Bestechungsvorwürfe im Fall Valenciennes seien ein pures Komplott eines Journalisten, des konservativen Politikers Borloo und des mediensüchtigen Staatsanwaltes Eric de Montgolfier: „Es gibt die Musik, den Verstärker und den, der die Lieder schreibt. Und es gibt denjenigen, den man tanzen lassen will.“

Für den „Wahnsinn aus Moskau“, die Anschuldigung des ZSKA-Trainers, Olympique habe im Europapokal versucht, die Moskauer zu bestechen, machte er mehr oder weniger offen Kollege Silvio Berlusconi vom AC Mailand verantwortlich: „Man weiß jetzt, daß der Trainer auf Befehl gearbeitet hat. Auf Befehl von jemandem, der Lust hat, das Finale zu wiederholen. In Moskau gibt doch ein Typ für 2.000 Dollar zu, daß er mit seinem Vater geschlafen hat.“

Die 250.000 vergrabenen Francs, die im Garten des Valenciennes-Spielers Robert gefunden wurden, seien, so Tapie, lediglich ein Kredit des Marseille-Kickers Eydelie für einen Weinkeller.

Dubios und widersinnig ist die ganze Affäre auf jeden Fall und auch der Sprecher der Sozialistischen Partei, Jean Glavany, hält es für keineswegs unmöglich, daß es sich um eine „politische Abrechnung“ mit dem linksliberalen Präsidentschaftsaspiranten Tapie handeln könnte.

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