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Seicht um fünf

■ ARD geht in die Vorabendoffensive

Frankfurt (taz) – Die unstillbare Lust des Menschen auf Human Touch und Personality-Stories will bald auch die ARD befriedigen und damit eine „Schamschwelle überschreiten“ (NDR-Fernsehchef Kellermeier). Ein Boulevard- Magazin soll ab Januar die vorabendliche Programmhölle im Ersten einläuten und Pluspunkte im Werbekampf vor 20 Uhr bringen. Auf ihrer Hauptversammlung in Frankfurt beschlossen die ARD- Anstaltsbosse Anfang der Woche die Einführung eines 30minütigen Magazins, das montags bis freitags um 17.10 Uhr ausgestrahlt wird.

Unter dem Titel „Abendmagazin“ oder „Boulevard“ will der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) „unterhaltende Information“ fürs Erste produzieren. Zwar möchte man Abstand halten von den Schmuddelstories der Privaten. Sonst soll die ARD-Neuschöpfung aber alles bieten, was jetzt schon den Leser der vermischten Seiten der Tageszeitungen glücklich macht: „Lifestyle, Mode, Reise, Musik, Gesundheit, Skurriles, Menschliches und Allzu-Menschliches – flott gemacht und attraktiv auch für ein junges Publikum.“ Aktuelles und „harte Politik“ überläßt man gerne der zehnminütigen „Tagesschau“ um 17 Uhr.

Das Boulevardmagazin ergänzt das vor einem Monat umstrukturierte ARD-Vorabendprogramm, das bereits um drei Prozent höhere Einschaltquoten verzeichnet. Die ARD will ihr Erstes generell für jüngere Zuschauer attraktiver machen, das ZDF soll im kollegialen Gegenzug seinen Erfolg beim älteren Publikum ausbauen. Eine solche „abgestimmte Programmstrategie“ versucht ARD-Chef Plog derzeit seinem ZDF-Kollegen Dieter Stolte schmackhaft zu machen. Doch der bleibt vorerst skeptisch, will das Terrain der kaufkräftigen Jungglotzer nicht kampflos preisgeben. CH

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