piwik no script img

Bleib doch...

■ ...zum Frühstück: Ein Lachstück im Packhaus

Einen Lacherfolg nennt man wohl so etwas wie die Premiere des Stückes „Bleib doch zum Frühstück“, des diesjährigen Sommertheaters im Packhaus. Das hochschwangere Hippie- Mädchen Louise fällt in das Leben des pedantischen und doppelt so alten Beamten George ein. Der, eben noch damit beschäftigt, Curry-Huhn nach Paul Bocuse zu breiten und zwischendurch pingelig den Staub von den englischen Möbeln zu wedeln, muß plötzlich zusehen, wie die heimatlose Louise sich breitbeinig, schnoddrig und fordernd in sein geordnetes Leben drängt. George erliegt sozusagen ihrem dicken Bauch, welcher nahezu mütterliche Fürsorge in ihm weckt, und dieser wiederum erliegt Louise.

Aber bis die beiden sich lieben, müssen sie einige Wirren überstehen. Glänzend spielt wieder einmal Michael Derda — als vertrockneter Biedermann, der sich nur zögerlich umgarnen läßt, der mit spitzen Lippen und gouvernantenhaft hochgezogenen Augenbrauen über jeden Kraftausdruck erschrickt, der aufgeregt, geschäftig und schließlich hingebungsvoll die Vaterrolle übernimmt und Windeln und Reisschleim anschleppt, der sich verschämt und mit rohten Ohren Louises Annäherungsversuchen entwindet und immer wieder in seine Korrektheit verfäll — da bleibt sozusagen kein Auge trocken.

Gegen so viel Virtuosität anzuspielen, ist nicht leicht. Aber auch Ulrike Benkelmann als Louise verfügt über ein breites mimisches Repertoire, das sie witzig einsetzen kann. Stefan Puchtler als freakiger Nachbar, aus dessen Fängen Louise geflüchtet ist, kommt als cooler Django daher und nennt George einen „Altprallarsch“ usw.

Erwähnenswert auch das Bühnenbild, eine schnuckelige Wohnung mit vielen hübschen Details. Fazit: Auch für Boulevard-Skeptiker ein Vergnügen. Beate Ramm

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen