: Frankreichs Sozialisten feierten ihre „Wiedergeburt“
■ Die Basis dominierte den Parteitag in Lyon
Lyon (dpa/taz) – Die französischen Sozialisten haben am Wochenende auf einem offenen Kongreß in Chassieux bei Lyon ihre „Wiedergeburt“ nach der vernichtenden Wahlniederlage im März proklamiert. Mit 2.665 gegen fünf Stimmen beschlossen die Delegierten gestern, den Namen „Parti Socialiste“ (PS) beizubehalten und zu den traditionellen Werten der Linken zurückzukehren. Die Entscheidung über die künftige Parteistruktur wurde vertagt, Bündnisse mit anderen Parteien und Gruppen hintangestellt.
Auf dem „Generalstände“ genannten dreitägigen Kongreß hatten nur Vertreter der Basis das Wort. Der Plan des PS-Interimschefs Michel Rocard, eine neue Linkspartei unter Einschluß des katholischen Zentrums zu schaffen, fand kaum Zustimmung. Die Delegierten verlangten statt dessen Rückbesinnung. „Die Basis ist sehr links“, sagte Laurent Fabius, der nach der Wahlkatastrophe von Rocard gestürzt worden war.
Die Delegierten bekräftigten den strikten Ausschluß der Religion aus der Schule, den absoluten Vorrang der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und die Einbürgerung aller in Frankreich geborenen Ausländer. Sie kritisierten die „Technokraten“ in früheren PS-Regierungen. Starken Beifall von den Frauen erhielt die ehemalige Abgeordnete Denise Cacheux für ihre Warnung, die Frauen könnten ihre „Alibirolle“ aufgeben und mit eigenen Listen zu Wahlen antreten.
Für eine Allianz mit den Grünen machte das Vorstandsmitglied Jean-Paul Huchon zur Voraussetzung, daß die Grünen von ihrer politischen Abgrenzung „weder rechts noch links“ abgehen und sich zur Linken bekennen. Als „natürlicher Bündnispartner“ der PS wurden die Kommunisten bezeichnet.
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