: Erinnern als Konzept
■ Ausstellung in der Staatsbibliothek erinnert an zwei französische NS-Opfer
Im akademischen Treiben der Staatsbibliothek erinnert derzeit eine kleine Ausstellung an die französischen Widerstandskämpferinnen Suzanne Masson und France Bloch-Serazin, die 1943 im Untersuchungsgefängins am Holstenglacis enthauptet wurden. France Serazin, die Tochter des französischen Schriftstellers Jean-Richard Bloch, war Chemikerin, hatte unter anderem bei Marie Curie studiert und hatte mit ihrem Wissen die Restistance gegen die Nazis unterstützt. Am 30. September wird sie mit 13 ihrer Gefährten verhaftet und zum Tode verurteilt. Doch Frauen zu exekutieren, widersprach den französischen Gesetzen, die die Nazis noch achteten. France Serazin wurde in das Frauengefängnis Lübeck-Lauerhof und am 10. Februar 1943 als sogenannter „NN-Häftling“ — ohne übliche Begleitakten, um ihren Namen nach der Ermordung für immer auszulöschen —nach Hamburg verschleppt, wo sie am 12. Februar 1943 hingerichtet wurde. Ihre letzten Briefe wurden unzensiert erhalten, da die damalige Leiterin der Frauenabteilung im Untersuchungsgefängnis, Frieda Sommer, sie mit der Hand abschrieb. Letzte Briefe wurden in der Regel vernichtet. Frieda Sommer aber leitete die heimlichen Abschriften weiter und nur so konnte über 40 Jahre später auch der 1990 verstorbene Hamburger Schriftsteller Hans Zorn die Spuren von France Serazin bis nach Frankreich zurückverfolgen. Inzwischen erinnert eine kleine Emaille-Tafel an der Mauer des Gefängnisses in Planten und Bloomen an die hier ermordeten Frauen. Künstlerische Konzepte sollten sich in diesen Zeiten nicht nur nach ästhetischen und formalen Prinzipien strecken, betont der Hamburger Künstler Jörg Stange, der die kleine Ausstellung konzipierte.
jk
Staatsbibliothek, bis 30. Juli
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