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Was hat er nicht schon alles getan

Ich weiß schon gar nicht mehr, was der deutsche Bürger nicht alles getan hat.

Wegen dieser überflüssigen Ausländergeschichte. Flüssig. Ja. Er hat gelöscht. Hat er. Und getrunken. Wegen des Strafmaßes. Und gespuckt. Wegen der Fliege im Mund. Getan hat er das.

Was hat er nicht alles getan.

Mit einschlagenden Erfolgen ist er eingetreten für die Rechte, oder war zumindest mal nicht dagegen. Das ist doch schon was. Niemand läßt sich nachsagen, er habe nichts getan.

Was hat er nur nicht alles schon getan.

Manches kann man einfach nicht akzeptieren, z.B. die Vermummten. Hier in Deutschland darf man sich nicht vermummen. Gesetz. Auch die Frauen nicht. So. Muß alles seine Ordnung haben.

Und was haben wir dafür nicht alles schon getan.

Das kommt nicht von heute auf morgen. Daran muß gearbeitet werden. Über Jahrzehnte. Gemeinsam sind wir stark – und wahnsinnig konsequent.

Was hat er nicht schon alles getan.

Und nun das. Da weiß man gar nicht mehr so recht, was man da noch sagen soll. Und das überzeugend.

Und dann dieses übertriebene Mitgefühl: Ein Licht wollte man anzünden, und dann wurde es pervers ansteckend: geographische Verteilung der Asylantenwohnheime.

Mein Gott, was hat er nicht alles getan.

Dabei brauchen wir uns doch keine Sorgen zu machen: Die gewünschte Ruhe kommt todsicher wieder. Und dann ist es nicht mehr nur gemütlich im abendlichen Fernsehsessel. Nein. Dann ist es sogar richtig peinlich. Gute Nacht. Rita Groß-Hardt, Tübingen

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