■ Ein Anforderungsprofil für den Generalbundesanwalt: Der Neue
Der/Die Neue als Überschrift paßt hier wirklich nicht. Das Namenskarussel der „Inneren Sicherheit“ dreht sich hart maskulin. Und es dreht sich um die immer gleiche Achse: das Parteibuch. „Nicht länger Erbhof der FDP“ – tönt es, vor allem von denen, die sofort eigene Ansprüche anmelden. Nach Entdeckung der Zustimmungspflicht des Bundesrates sind dies auch die Sozialdemokraten: Penner. Man will nichts lernen, schon gar nicht aus der Fehlbesetzung von Stahl. Galt damals nicht die Sorge der Liberalität, sondern der Selbstversorgung der Liberalen, fragt man heute nicht, wer ist am besten geeignet, sondern wen haben wir in der Parteizentrale im Stellenbesetzungs-PC.
Wie müßte er denn wirklich aussehen, der Chefankläger der Nation?
– Niemand, der selbst mit der Lupe im Bahnschotter nach Projektilen sucht, aber jemand, dessen Autorität ausreicht, innerhalb von 24 Stunden einen Todesschützen in den eigenen Reihen zu ermitteln.
– Niemand, der zu einer neuen Fahndungshysterie und allgemeiner Terroristenjagd aufruft, sondern jemand, der mit einer Fortsetzung der „Kinkel-Initiative“ die womöglich letzte Chance ergreift, die Perpetuierung des deutschen Herbstes in die vierte und fünfte Generation zu verhindern.
– Niemand, der in den Geruch geraten könnte – und sei es auch völlig unberechtigt –, sich bei den unmittelbar anstehenden Massenverfahren wegen Stasi-Zuarbeit in den altbundesrepublikanischen Parteien und gesellschaftlichen Gruppen von Parteizugehörigkeit und -rücksichten leiten zu lassen.
– Vor allem niemand, der sich noch nach einer beispiellosen – ein Jahr andauernden – Anschlag- und Pogromserie gegen Ausländer für unzuständig erklärt, weil die Angriffe sich nicht gegen die Bundesrepublik richten, sondern jemand, der nicht erst nach den Toten in Mölln von den – vor allem ausländischen – Medien zum Jagen getragen werden muß.
Gebraucht wird also kein Rambo und auch kein James Bond. Eher ein unbestechlicher und beharrlicher Ermittler wie Kevin Costner in dem Film „JFK“. Aber so etwas gibt es wohl nur im Kino. Wolfgang Wieland
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