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■ Die Roma haben das KZ-Gelände von Dachau verlassenVerschoben und vertrieben

Die Situation hat etwas Absurdes an sich: Da verlassen – ganz friedlich – Roma unter Polizeiaufsicht ein Gelände, auf dem ihre Vorfahren umgebracht wurden. Frauen, die ihre Kinder durch die Pforte des ehemaligen Konzentrationslagers tragen, vorbei an den frischgestrichenen Wachtürmen, die man von Bildern aus der Zeit des Dritten Reiches kennt. Absurd ist es auch, zu sagen, die Roma seien „freiwillig“ gegangen. Sie hatten keine Alternative. Wären sie geblieben, hätte man ihre Personalien kontrolliert und mehr als die Hälfte sofort in Abschiebehaft genommen. Und dennoch verwundert es, daß die Roma bis zum Schluß so ruhig und besonnen blieben – wenn man bedenkt, wie mit ihnen umgesprungen wurde.

Warum wollte die bayerische Staatsregierung die Roma aus der Gedenkstätte entfernen? Vermutlich, weil sie den sich aufdrängenden historisch-moralischen Bezug zur Vergangenheit nicht aushalten wollte. Aus Feigheit womöglich vor den täglich zu Tausenden anreisenden Touristen aus aller Welt, die dann ja bemerken könnten, daß das, was diese Gedenkstätte anmahnt, 40 Jahre später nicht umgesetzt wird. Doch es gibt keinen anderen Ort in Deutschland, der besser geeignet wäre, um auf die Situation der Roma aufmerksam zu machen.

Und genau dieses peinliche Schauspiel, das sich in den letzten Tagen zwischen Dachau und München abgespielt hat, zeigt die derzeitige Schwäche der Politik. Zwar werden die Roma nicht wie ihre Vorfahren verfolgt und vergast, aber sie werden vertrieben und in andere Länder abgeschoben. In Länder wie Bulgarien, Rumänien und Ex-Jugoslawien, in denen bis heute laut amnesty international Roma gefoltert und mißhandelt werden. Durch die Ignoranz der deutschen Politiker werden sie zu fahrendem Volk, zu Zigeunern stigmatisiert, die mit ihren Zelten ewig flüchten müssen. Im Falle Dachau hat der Freistaat Bayern glaubhaft demonstriert, daß er das neue Asylrecht ausnahmslos durchsetzen will. Die bayerische Evangelische Landeskirche hat sich dabei zum „Erfüllungsgehilfen“ der Regierung gemacht, wie Roma- Unterstützer zu Recht kritisieren. Eine eigenständigere Position hätte der Kirche besser zu Gesicht gestanden. Dann wäre zumindest ein Abschiebestopp für die Roma in den Bereich des Möglichen gerückt worden. Corinna Emundts

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