Sanssouci: Vorschlag
■ „Consolidated“ im Loft
HipHop ist schwarze Musik. Das heißt aber nicht, daß man als Weißer nicht zu schwarzer Musik tanzen darf. Man darf, man soll. Die Frage ist, ob man als Mehrheits-Weißer HipHop machen darf. Darf man eigentlich nicht, denn HipHop ist nicht nur Musik – HipHop ist auch und vor allem Statement, ist Möglichkeit zur Kommunikation und Selbstdefinition von Schwarzen und anderen Minderheiten. Wer also als Weißer HipHop einfach mitsamt seinen Konotationen übernimmt, ist meist nur ein verlogener Poser, wird oft nur zu Vanilla Ice oder Marky Mark.
Consolidated sind drei Weiße und machen trotzdem HipHop. Oder Besser: Sie benutzen musikalische Strukturen von HipHop, benutzen Breakbeats, Samples und Rapping, funktionieren ihre Konzerte aber um: von Tanzbodenveranstaltungen zu „Gegen-Propaganda“, wie sie es selbst nennen. Stücke von Consolidated legen meist schon im Titel die Aussage klar: „Industrial Music Is Fascism“. Die Texte haben keine Bilder, keine Mißverständlichkeiten, weil sie Falschinterpretationen mehr als alles andere fürchten. Doch selbst die klaren textlichen Aussagen zu Rassismus, Vegetarismus, Sexismus und was dem politsch korrekten Wesen sonst so noch am Herzen liegt, genügen ihnen nicht. Beim Konzert wird das Publikum zur regen Teilnahme fast gezwungen, wird Auseinandersetzung vor allem auch innerhalb linker Standpunkte provoziert. Dort legt das Trio aus San Francisco dann fast völlig den missionarischen Eifer ab und betätigt sich mitunter nur mehr als Moderator des streitenden Publikums.
Wo vor allem Hardcore-Bands darum bemüht sind, die linke Idee als solche in Erinnerung zu rufen, wo Konzerte dazu dienen, die Gemeinde zu versammeln und moralisch aufzurichten, setzen Consolidated eine lebendige Auseinandersetzung mit linken Inhalten entgegen. Und laden mit ihrer ganzen Widersprüchlichkeit geradezu ein zur Überprüfung des eigenen Umgangs mit schwarzer Kultur. Thomas Winkler
Am 14.7. um 20.30 Uhr im Loft, Nollendorfplatz, Schöneberg.
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