piwik no script img

Israels Kontakte mit der PLO nicht mehr geheim

■ Offenbar sind die Zeiten vorbei, in denen die israelische Regierung auf eine „Alternative“ zur PLO in den besetzten Gebieten wartete

Tel Aviv (taz) – „Geheimverhandlungen zwischen Israel und der PLO!“ – Es war nicht das erste Mal, daß eine Zeitung solche Meldungen brachte. Doch dem Bericht der israelischen Tageszeitung Ha'aretz vom Montag folgte dieses Mal nicht das obligate Dementi aus Jerusalem, sondern eine Reihe widersprüchlicher Reaktionen aus Jerusalem und Tunis, dem Sitz der PLO. Der Bericht stützte sich angeblich auf Erklärungen eines hohen israelischen Regierungsbeamten und kommt einem halboffiziellen Durchsickern-Lassen bisher wohlgehüteter Geheimnisse gleich. Es war keineswegs der erste Versuchsballon dieser Art. Auch vor der Aufhebung des Kontaktverbots zur PLO im Januar 1993 gab es zahlreiche, von den israelischen Behörden bewußt ignorierte Zusammenkünfte mit PLO-Vertretern, doch mittlerweile sind solche Kontakte schon fast Routine. Meistens bemühen sich israelische Politiker, die PLO zu Konzessionen bei den Autonomie-Verhandlungen zu überreden. Inzwischen ist die Mehrzahl der Koalitionsabgeordneten in der Knesset und angeblich auch der Minister davon überzeugt, daß Israel durch direkte Gespräche mit der PLO aus den Autonomieverhandlungen mehr herausholen kann, als bei den Treffen mit der lokalen palästinensische Führung. Die Regierung würde es natürlich vorziehen, daß Verhandlungen mit der PLO weiterhin hinter den Kulissen geführt werden, doch auf die Dauer ist eine Geheimhaltung nicht durchzuhalten.

Die PLO-Führung ist an einer Anerkennung durch Israel seit langem interessiert. Politische Kreise in Jerusalem erklären jetzt, daß mit den gegenwärtigen Kontakten zur PLO das Ziel verfolgt wird, die Autonomiegespräche zu beschleunigen. Ursprünglich hoffte Rabin, wie sein Amtsvorgänger Schamir, daß sich in den besetzten Gebieten eine neue, von Israel lenkbare, Alternative zur PLO bilden würde. Doch nichts dergleichen geschah, und die Regierung entschloß sich daraufhin doch zur Aufnahme von eher hochkarätigen Kontakten zur einst verteufelten PLO-Führung unter Jassir Arafat.

Die Zeiten der Geheimhaltung scheinen endgültig vorbei zu sein. Das hat dazu geführt, daß man in der Regierung jetzt über die Bedingungen streitet, unter denen eine formelle Anerkennung der PLO womöglich doch erfolgen könnte. Rabin besteht auf einer Art bedingungsloser Kapitulation Arafats: er müßte vor allem das von Israel vorgelegte Autonomie- Konzept in allen Details und mit allen Konsequenzen für die Zukunft der Palästinenser annehmen. Ob die PLO zu einem solchen Schritt bereit ist, wird sich zeigen. Amos Wollin

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen